Rekord-Zinserhöhung

Was Sparer und Kreditnehmer jetzt beachten müssen

Wirtschaft
09.09.2022 15:00

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag einen historischen Zinsschritt gesetzt. Zum ersten Mal in der Geschichte der EZB wurde eine Anhebung der Zinsen um 0,75 Prozentpunkte auf nunmehr 1,25 Prozent beschlossen. Und es wurden noch weitere Zinsschritte angekündigt. Was die Anhebung der Zinsen für Sparer und Kreditnehmer bedeutet? krone.at klärt auf.

0,75 Prozentpunkte: Das klingt nicht nach sonderlich viel, ist aber tatsächlich der größte Zinsschritt in der EZB-Geschichte. Im Juli waren die Zinsen auch schon angehoben worden, und zwar erstmals nach elf Jahren - allerdings „nur“ um 0,5 Prozentpunkte.

Auf Kreditnehmer kommen teurere Zeiten zu
Die Anhebung der Zinsen wird jedenfalls die Sparer erfreuen, auf Kreditnehmer kommen freilich teurere Zeiten zu. Denn: Die Banken erhöhen generell die Kreditzinsen viel rascher als die Sparzinsen. Kreditnehmer mit variabel verzinsten Krediten merken das bereits.

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Nicht den Kopf in den Sand stecken. Man soll einen Blick auf alle Ausgaben werfen und dann schauen, wo man einsparen kann.

Rat von Gabriele Zgubic an Kreditnehmer, die die Raten nicht mehr bedienen können

Worauf müssen sich Kreditnehmer also künftig einstellen? Werden die Kredite im selben Ausmaß teurer werden - also um 0,75 Prozentpunkte? „Es kommt drauf an, ob man einen fixen oder variabel verzinsten Kredit hat. Konsumenten müssen das gut beobachten. Wenn man einen variabel verzinsten Kredit hat, muss man sich darauf einstellen, dass der teurer wird“, erklärte Gabriele Zgubic, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer, am Freitag im Ö1-„Morgenjournal“. 

Der Unterschied zwischen fixen und variablen Zinsen

Menschen, denen Sicherheit ein wichtiges Kriterium ist, sollten in jedem Fall eine Fixzinsbindung wählen. Variable Zinsen eignen sich für jene, die eher risikofreudig sind und von günstigen Zinsen profitieren möchten. Fixe Zinsen bieten den Vorteil von optimaler Planbarkeit. Man kann die Monatsrate und folglich auch sein Haushaltsbudget für einen langen Zeitraum kalkulieren. Außerdem sind weniger Vermögenswerte nötig, da bei Krediten mit Fixzinsbindung sowieso selten kostenfreie Sondertilgungen möglich sind. Banken verlangen hier meist ein Pönale (= Gebühr) von 1%.

Eine variable Verzinsung sollte man nur wählen, wenn genügend freie Vermögensteile (mind. 1/3 der aufgenommenen Kreditsumme) zur Verfügung stehen, um damit mehrere Sondertilgungen tätigen zu können. Zudem sollte man mit Sollzinssätzen von 6% oder mehr in Zukunft rechnen, eine positive Einkommensentwicklung oder weitere monatliche frei verfügbare Mittel sind daher Voraussetzung für variable Zinsen.

Kredit: Lohnt sich Umstieg auf Fixzins?
Bei den variabel verzinsten Krediten spiele es eine Rolle, wie hoch der Referenzzinssatz ist. „Wenn der steigt, beispielsweise der 3-Monats-Euribor, dann erhöht sich natürlich entsprechend die Kreditrate“, so Zgubic. Hätten Kreditnehmer kurzfristig noch eine Chance, auf eine Finanzierung mit Fixzins umzusteigen? Zgubic: „Man kann mit seiner Hausbank darüber reden, aber natürlich werden Banken die angekündigten Zinserhöhungen schon berücksichtigen. Das muss man sich wirtschaftlich sehr genau anschauen - inklusive der Nebenkosten.“

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Es ist schon eine sehr hohe Diskrepanz zwischen Kredit- und Sparzinsen zu bemerken.

Gabriele Zgubic, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer

Was tun, wenn man Kreditraten nicht mehr zahlen kann?
Fakt ist, die Teuerung macht vielen Menschen zu schaffen. Wenn das Leben immer teurer wird und dann auch noch die Kreditrate steigt, kann es sehr schnell eng werden. Zgubic rät: „Man sollte keinesfalls den Kopf in den Sand stecken, sondern sich bemühen, mit der Bank ins Gespräch zu kommen, um zu diskutieren, was man tun kann, wenn man die Kreditraten nicht mehr bedienen kann. Man sollte einen Blick auf alle Ausgaben werfen und dann schauen, wo man einsparen kann.“

„Sparzinsen noch immer sehr gegen null gehend“
Und was bedeutet die historische EZB-Zinserhöhung für Sparer? Vorerst nicht viel. Denn schon nach der ersten EZB-Erhöhung im Juli haben viele Banken nicht unmittelbar bei den Sparzinsen reagiert. Zgubic: „Wenn man die täglich fälligen Sparzinsen anschaut, dann sind die immer noch sehr gegen null gehend. Da hat sich nicht sehr viel bewegt.“ Bei einem bestehenden Sparvertrag habe man aber auch eine Zinserhöhungsklausel drin. „Man sollte sich auf alle Fälle einmal erkundigen, wie die gestaltet ist und wie sich da die Zinsen verändern. Aber es ist schon eine sehr hohe Diskrepanz zwischen Kredit- und Sparzinsen zu bemerken.“ 

Deshalb rät die AK-Konsumentenschützerin Sparwilligen vorerst, noch etwas zuzuwarten, bis es zu weiteren Zinserhöhungen kommt. „Bei täglich fälligen Sparbüchern kann man ja immer wechseln, man muss da allerdings auch auf Spesen achten. Ich würde derzeit einfach einmal die Zinslandschaft beobachten und Produkte vergleichen. Denn die Zinsbreite ist schon gegeben.“

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