Die Konjunkturprognose fällt niederschmetternd aus: 2023 dürfte für Oberösterreichs Wirtschaft das drittschlechteste Jahr in den vergangenen 20 Jahren werden. Beim „Standortdialog“ berieten am Freitag maßgebliche Größen aus Landespolitik und Wirtschaft, was es braucht, um gegenzusteuern. Ergebnis: Die EU und der Bunds sollen‘s richten.
Einem realen Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent in diesem Jahr soll 2023 ein Plus von nur noch 1,9 Prozent folgen - so die Berechnungen von Teodoro Cocca, Wirtschaftswissenschafter an der Johannes Kepler Uni (JKU) in Linz. Das sei dann das drittschlechteste Jahr in 20 Jahren, analysiert der Experte. Nicht erst jetzt, aber jetzt besonders, schrillen die Alarmglocken bei den heimischen Polit- und Wirtschaftskapitänen.
Krisengipfel
Die trafen sich, u. a. in Gestalt von LH Thomas Stelzer, Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP), Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer und dem Chef der Industriellenvereinigung (IV), Wolfgang Pierer, am Freitag zum „Standortdialog“ im Power Tower der Energie AG. Dabei wurde beraten, wie Oberösterreich trotz der düsteren Aussichten „ein Land der Arbeit und Wirtschaft“ bleiben könnte. Man müsse „zielgerichtet unterstützen, wo Nöte bestehen“, lautet ein Fazit von LH Stelzer.
Das Thema Inflation ist durch Energiekostensenkungen und nicht durch höhere Kollektivvertagsabschlüsse zu lindern.
Doris Hummer, Präsidentin Wirtschaftskammer OÖ
„Stimmung droht zu kippen“
Nöte bestehen bei den Unternehmen derzeit vor allem wegen drei Faktoren, zitiert Hummer aus einer aktuellen Umfrage in den Betrieben: Arbeitskräftemangel, Lieferkettenprobleme und Energiekostenexplosion. „Die Stimmung in der Wirtschaft droht zu kippen“, sagt sie. Die Energiepreissituation sei laut Achleitner „existenzgefährdend - für Konzerne, aber auch für kleine und mittlere Betriebe“. Und hier kommt zum ersten Mal die EU ins Spiel. Diese müsse mit einer „Energiepreissubvention“ eingreifen, fordert Achleitner.
„Wirtschaftskrieg“
Auch Stelzer nimmt die EU in die Pflicht. Diese habe sich „richtigerweise“ für Sanktionen gegen Russland entschieden, müsse jetzt aber einen Plan vorlegen, „wie wir dadurch den Standort Europa - und damit auch Oberösterreich - nicht gefährden“. Die EU habe mit einem „Wirtschaftskrieg“ auf den „Aggressionskrieg“ Russlands geantwortet - jetzt erwarte sie sich von dort „Lösungen“, formuliert es Hummer. IV-Chef Pierer ortet in dieser Frage überhaupt ein „Totalversagen der EU“.
Wenig verwunderlich, lag Stelzers Hoffnung am Freitag auf einem Ergebnis beim Krisentreffen der EU-Energieminister in Brüssel. Sollte hier nichts gelingen, dann müsse der Bund unterstützend eingreifen.
Sonderinvestitionen
Und was macht das Land? Hier verweist Stelzer auf den sogannten „Oberösterreich-Plan“, der freilich schon vor der aktuellen Krise 2020 konzipiert wurde. Insgesamt sind hier 1,2 Milliarden Euro an außerordentlichen Investitionen in verschiedensten Bereichen vorgesehen. 2021 wurden die ersten 191,2 Milionen Euro freigegeben, heuer sind es weitere 186,8 Millionen.
Vieles, was rund um uns passiert, können wir nicht beeinflussen. Umso wichtiger ist, dass wir dort entschieden handeln, wo wir es in der Hand haben.
Thomas Stelzer (ÖVP), Landeshauptmann
Keine neuen Ideen
„Haben Sie darüber hinaus noch weitere Ideen, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen?“, wurde Stelzer am Freitag von Medienvertretern gefragt. Antwort: Die derzeitige Situation überfordere Oberösterreich als Region. Wenn aber bundesweite Maßnahmen gesetzt werden, seien Land und Gemeinden „ohnehin dabei“.
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