Einen schönen Freitagabend.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber in Sachen Coronaprävention habe ich den Überblick verloren. Trage ich im Supermarkt einen Mund-Nasen-Schutz, werde ich angestarrt, als hätte ich ein aufblasbares Flamingo-Kostüm an und nicht ein Hemd. Im Flugzeug husten sich die Passagiere ohne Filter durch die obere Troposphäre, in der unteren, ganz weit unten, in der Wiener U-Bahn herrscht indes FFP2-Pflicht - an die sich wiederum immer weniger Personen halten. Ich habe dort schon alles gesehen: keine Masken, Nasenbären, ein Mann hat ein Atemfester in den Stoff geschnitten, eine Gesichtswindel hat mir verdächtig nach Feinripp ausgesehen, es gibt offenbar Handinnenflächen mit Filtereffekt, eine Frau wiederum hielt sich ein Stück Gemüse vor die Atemwege - wer kennt ihn nicht, den berühmten FFP2-Brokkoli? Auf die an sich einfache Frage „Muss ich in die Schule, wenn ich symptomlos bin?“ antwortet der Bildungsminister durch Tic-artige Laute, die wohl nur jener Kryptograf decodieren kann, der auch die Briefe des Zodiac-Killers entschlüsselt hat. Für beides wird er am Ende 50 Jahre gebraucht haben. Auf „Die nächsten Tage werden entscheidend sein“, folgte die Phase: Macht doch, was ihr wollt.
Für die kommende Wahl des Bundespräsidenten gibt es hingegen neue Regelungen, habe ich der „Heute“ entnommen, die Infizierte auf die Urne vorbereiten, also im Sinne der Stimmenabgabe natürlich. So darf die Maske zum Zwecke der Identifizierung abgenommen werden. Zitat: „Die Maske darf nur für die unbedingt notwendige Dauer abgelegt werden, wobei der Aerosolausstoß möglichst gering zu halten ist. Dürfte heißen: So gut es geht die Luft anhalten.“ Verordneter Atemstillstand! Hoffentlich dauert es bei der Ausweisung nicht wieder länger, sonst muss man für die Ausübung seines Bürgerrechts über Talente verfügen, die nicht jeder hat. Wer kann schon lange ohne Sauerstoff auskommen? Apnoetaucher; jene Österreicher, die über ihre Schlafapnoe dafür trainiert haben; Fans der Yoga-Technik Anuloma Viloma; dann wird es schon eng. Der Kroate Budimir Sobat hat bei einem Wettbewerb 24 Minuten und 33 Sekunden die Luft angehalten, ist aber in Österreich nicht wahlberechtigt, den längsten Atem weltweit hat nachgewiesenermaßen sowieso Pamela Rendi-Wagner. Für mich ist klar: Infiziere ich mich kurz vor dem 9. Oktober mit Corona, kann ich nicht wählen gehen. Durch die vielen Stoßseufzer über Österreichs politisches Personal ist mein Zwerchfell auf Kolibrigröße geschrumpft. Ich würde bei der Passkontrolle ersticken.
Die Queen ist tot. Es wird ihnen nicht entgangen sein. Was viele nicht (mehr) wissen: Am 7. Mai 1969 besuchte die Majestät im Zuge ihrer Stippvisite in Wien auch den 22. Bezirk. Sie hat sich im Marshallhof auf Stiege eins eine Gemeindewohnung angesehen, sich dann aber für den Buckingham Palace entschieden. Glück gehabt, wo doch in den Gemeindebauten die Mieten alleine in den vergangenen zehn Jahren um 100 Euro angestiegen sind. Wir haben uns übrigens angesehen, wer heute in dieser Wohnung wohnt. Mehr dazu ab 19 Uhr auf krone.at/wien
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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