Der neue britische König Charles III. ist bei seiner Ankunft in London von Tausenden jubelnden Landsleuten empfangen worden. Vor den Toren des Buckingham-Palasts stieg Charles aus, schüttelte unzählige Hände und bedankte sich bei den Menschen für ihre Anteilnahme. Für den Abend (19 Uhr MESZ) ist die erste Ansprache des neuen Königs an seine Untertanen geplant. Davor wird er Premierministerin Liz Truss empfangen. Am Samstag wird Charles III. zum König ausgerufen.
Hunderte in der ersten Reihe versuchten, den neuen König mit ihren Handykameras aufzunehmen. Auch Königin Camilla schüttelte zahlreiche Hände. Sie trug ein schwarzes Kleid und eine Perlenkette. Zusammen sahen die beiden sich anschließend die zahlreichen Blumensträuße und Botschaften an, die Menschen seit Donnerstagabend vor dem Palast abgelegt hatten. Die beiden gingen anschließend zu Fuß in ihre neue offizielle Residenz. Bisher lebte Charles in Clarence House einige Hundert Meter entfernt.
Charles kehrte am Freitag aus Schottland zurück
König Charles und Camilla waren aus Schottland zurückgekehrt, wo seine Mutter, Königin Elizabeth II., am Donnerstag gestorben war. Die beiden landeten am Nachmittag auf dem Militärflughafen Northolt gut 20 Kilometer nordwestlich von London und fuhren anschließend direkt zum Buckingham-Palast.
In der St.-Paul‘s-Kathedrale in London können Gläubige am Freitagabend an einem Gottesdienst im Gedenken an die verstorbene Königin teilnehmen. Der Gedenkgottesdienst soll um 19 Uhr MESZ beginnen und wird von der BBC live im Fernsehen übertragen. Zur gleichen Zeit wendet sich Charles III. an das Volk, seine Ansprache wird in der Kathedrale übertragen. Die Sondersitzung des Parlaments zum Gedenken an die Queen wird unterbrochen.
Glocken läuteten in ganz Großbritannien
Am Vormittag hatte die britische Regierung offiziell den Beginn der nationalen Trauerphase ausgerufen. Diese gilt bis zum Ende jenes Tages, an dem das Staatsbegräbnis stattfindet - vermutlich am 19. September. Zu Mittag läuteten dann in ganz Großbritannien die Glocken. Vor der Westminster Abbey und der St.-Pauls-Kathedrale in London, am Schloss Windsor, wo die Queen zuletzt lebte, und in Schottland, wo sie am Donnerstag auf ihrem Landsitz Balmoral starb, hielten Menschen inne und lauschten dem Geläut. Hunderte Kirchen stimmten ein.
Eine Stunde nach dem Glockengeläut wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse abgefeuert. Etwa am Tower von London, in Edinburgh, Cardiff, Plymouth, York, Stonehenge sowie in Gibraltar, dem britischen Überseegebiet an der Südspitze Spaniens, und an Bord mehrerer Kriegsschiffe waren Kanonen im Einsatz, wie das Verteidigungsministerium berichtete. Soldatinnen und Soldaten teils in zeremonieller Uniform feuerten etwa alle zehn Sekunden einen Schuss ab, insgesamt 96, einen für jedes Lebensjahr von Elizabeth II.
Im Parlament, das wegen seiner lauten Debatten und lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition bekannt ist, gedachten die Abgeordneten in tiefem Schweigen und mit gebeugtem Kopf der Monarchin, die meisten schwarz gekleidet. In ihrer Rede versicherte Premierministerin Truss dem neuen König die Treue der Briten. Charles habe schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. „Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe“, sagte sie. „Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König!“
Charles wird am Samstag zum König ausgerufen
Charles III. wird am Samstag gemäß dem Zeremoniell zum König ausgerufen. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, tritt der Accession Council um 11 Uhr MESZ zusammen, die Ausrufung erfolgt um 12 Uhr MESZ vom Balkon des St.-James‘s-Palasts aus - live übertragen im Fernsehen.
Die Proklamation erfolgt durch Mitglieder des Kronrates, der sich überwiegend aus aktiven und ehemaligen Regierungsmitgliedern, Kirchenvertretern, Richtern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammensetzt. Zu diesem Zweck tagte der Rat zuletzt im Februar 1952, als Charles‘ Mutter nach dem Tod ihres Vaters zur Königin proklamiert wurde.
In einer Mitteilung des Palasts vom Freitag hieß es, es sei der Wunsch des neuen Königs Charles III., dass eine Phase der Königlichen Trauer „von jetzt bis sieben Tage nach dem Begräbnis der Queen“ beachtet werde. Die Königsfamilie hat bisher kein konkretes Datum für die Beisetzung Elizabeths genannt. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass das Begräbnis ungefähr elf Tage nach dem Tod der am Donnerstag verstorbenen Königin stattfinden wird. Das wäre Montag, der 19. September.
Staatsbegräbnis mit Staats- und Regierungschefs
Das Staatsbegräbnis der Queen dürfte eines der größten bisherigen Ereignisse des 21. Jahrhunderts werden. Auf der offiziellen Website der Royals wurde ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet, in dem Menschen aus aller Welt mit Namen, E-Mail-Adresse und Wohnort Beileidsbekundungen hinterlassen können.
Zu der staatlichen Trauerfeier in der Westminster Abbey werden Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Königshäusern aus der ganzen Welt erwartet. Anschließend wird die Queen in der King-George-VI.-Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt, wo bereits ihr im vergangenen Jahr verstorbener Mann Prinz Philip bestattet ist.
Die sterblichen Überreste der Königin werden am Sonntag zunächst von Schloss Balmoral nach Schloss Holyroodhouse in Edinburgh gebracht. Am Dienstag soll der Sarg dann per Flugzeug nach London übergeführt werden, wo er ab Donnerstag in Westminster Hall aufgebahrt wird. Die Behörden erwarten, dass in den darauffolgenden drei Tagen mehr als eine Million Menschen am Sarg der verstorbenen Monarchin vorbeidefilieren werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.