Wegen Gastro-Krise

Kult-Gasthof der Haubenküche muss zusperren

Oberösterreich
10.09.2022 09:00

Der Gasthof Klinger in Gaspoltshofen sperrt bald zu. Damit verliert die regionale Haubenküche einen Leitbetrieb, der über die Grenzen hinaus Feinschmecker anzog. Zuletzt half die ganze Familie in Küche und Service mit.

Viele Jahre stand im Gasthof Klinger die heute 89-jährige Hedi Klinger am Herd. Die Ikone der österreichischen Hausmannskost, die schon zwei Kochbücher verfasste, verlieh dem Traditionsgasthaus Kultstatus. Ihr Sohn Wolfgang Klinger (FP), Ex-Landesrat, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, übernahm den Betrieb, führte ihn weiter. Doch jetzt lässt sich die Küchenchefin, die zuletzt den Rezeptschatz der Klingers auf die Teller zauberte, zur Pflegerin umschulen. Das gibt dem Gasthaus den Gnadenstoß.

Familie half immer wieder aus
„Wir sperren am 25. September zu, weil das Personal fehlt!“, so Klinger. „Die ganze Familie half in den letzten Jahren mit“, erzählt er. Zuletzt hatte man die Öffnungszeiten verkürzt, nur mehr von Freitag bis Sonntag gekocht. Doch selbst das lässt sich nicht ewig im Familienturnus durchhalten. „Uns fehlen im Service derzeit drei Leute und in der Küche mindestens zwei“, gibt Klinger Einblick.

Wolfgang Klinger, Wirt, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, kritisiert, dass nicht mehr gegen Personalmangel in der Gastronomie getan wird. (Bild: Kerschbaummayr Werner)
Wolfgang Klinger, Wirt, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, kritisiert, dass nicht mehr gegen Personalmangel in der Gastronomie getan wird.

Politik ist gefordert, was zu tun
Weil der eklatante Personalmangel in der Qualitätsgastronomie auch anderen Betrieben zusetzt, brachte Klinger vor kurzem im Landtag einen Antrag ein: „Leute, die in der Korridorpension sind, sollen über die Geringfügigkeitsgrenze hinaus arbeiten dürfen, ohne Pensionsverlust“, bekräftigt er seine Forderung. Der Landtag befürwortete das, „doch die Entscheidung liegt ja beim Bund“, sagt Klinger.

Kosten immer schwerer zu erwirtschaften
Als Wirt wäre er froh über gut qualifizierte Mitarbeiter aus dieser Gruppe gewesen, denn ansonsten sind die hohen Lohnnebenkosten in der Gastronomie einfach nicht mehr zu stemmen: „Bei uns im Gasthof wird alles selbst von Hand gemacht – von den Ravioli bis zum Strudelteig. Da steckt viel Arbeit dahinter! Den Aufwand kann man mit dem normalen Preisgefüge in der Gastronomie nie mehr erwirtschaften.“

Zudem würden Fachkräfte für eine Haubenküche ihr Geld kosten. Dass er nun die Türen schließt, tut ihm weh. Wie es weitergeht, wird die Familie beraten. An einen Verkauf denke man zurzeit nicht, aber es könnte einen Pächter geben. Immerhin hat der Gasthof Klinger Kultstatus, auf den man bauen könnte.

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