Charles III. ist am Samstag offiziell zum britischen König ernannt worden. Dem neuen König standen die Emotionen dabei ins Gesicht geschrieben. Bei dem formalen Akt, der offiziellen Proklamation des Königs, traten dem neuen britischen Monarchen die Tränen in die Augen, nachdem er erst am Donnerstag den Tod seiner Mutter Queen Elizabeth, der ihn automatisch zum Monarchen werden ließ, verkraften musste. Die Krönung erfolgt nach einer Trauerzeit im nächsten Jahr. In seiner Rede im Rahmen der feierlichen Zeremonie im St.-James‘s-Palast in London versprach Charles, der „schweren Aufgabe“ nun „den Rest meines Lebens zu widmen“.
Bei der Proklamation handelte es sich an sich um einen formalen Akt. Dafür wurde eigens ein Accession Council einberufen, ein „Thronbesteigungsrat“. Als Erster unterzeichnete der älteste Sohn des Königs, der neue Thronfolger Prinz William, die Proklamation, danach Charles‘ Ehefrau Camilla. Beide sind seit 2016 Mitglieder des Kronrates, der die Zeremonie ausrichtete. Charles war bereits mit dem Tod seiner Mutter Königin Elizabeth II. automatisch britischer König geworden.
Der erste Teil der Zeremonie im St.-James‘s-Palast fand ohne den Monarchen statt. Anschließend legte der König im Thronsaal einen altertümlichen Eid ab. Er schwor live im TV, „die wahre protestantische Religion“ in Schottland aufrechtzuerhalten. Der Eid ist so von allen Königinnen und Königen seit dem aus Deutschland stammenden König George I. im Jahr 1714 abgelegt worden.
Charles R und William P
Danach unterschrieb er mit Charles R, Charles Rex, Dokumente, dass er den Eid abgelegt hat. Königsgemahlin Camilla und Prinz William bezeugten den Akt ebenfalls mit ihren Unterschriften. William unterschrieb mit William P für William Princeps. Um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde die Proklamation von einem Herold, dem sogenannten Wappenkönig, vom Balkon des Palastes verlesen.
„Hipp, hipp, hurra!“
„Ein dreifaches Hurra auf die Majestät den König“, rief der ranghöchste Herold von England, David White, vom Balkon des St. James‘s Palace, des offiziellen Amtssitzes der britischen Monarchen. „Hipp, hipp, hurra!“, antworteten Soldaten mit Bärenfellmützen unterhalb des Balkons.
Der neue britische König Charles III. hat sich bei seiner Proklamation dem Erbe seiner Mutter Königin Elizabeth II. verpflichtet. „Meine Mutter hat ein Beispiel von lebenslanger Liebe und selbstlosem Dienst gesetzt“, sagte Charles. Ihre Regentschaft sei beispiellos gewesen in Länge, Hingabe und Ergebenheit. „Ich bin mir des großen Erbes und der Pflichten und Aufgaben äußerst bewusst, die mir weitergegeben wurden“, betonte der Monarch. „Indem ich diese aufnehme, werde ich mich bemühen, dem Vorbild folgen, das gesetzt wurde.“
Seltenes Ereignis
Zum Accession Council gehören Mitglieder des Kronrates, also aktive und frühere Regierungsmitglieder, Kirchenvertreter, Richter, Mitglieder der königlichen Familie und andere Persönlichkeiten. Abgesehen von der Proklamation folgt noch eine Krönung. Die Krönung von Elizabeth II. fand 1953 statt - 14 Monate nachdem sie nach dem Tod ihres Vaters Königin geworden war.
Das Treffen des Rates ist naturgemäß ein seltenes Ereignis. Zuletzt tagte er im Februar 1952 nach dem Tod von Charles‘ Großvater George VI., um seine Mutter, die jetzt verstorbene Königin Elizabeth II., formell zur Königin auszurufen. Damals wurde das Prozedere nicht live übertragen. Ihre Krönung ein Jahr später war die erste live im Fernsehen übertragene derartige Zeremonie des Königshauses.
Seit 1837, zur Proklamation von Königin Victoria, hat der Rat insgesamt sechsmal getagt, wegen der Abdankung von König Edward VIII. sogar zweimal in ein- und demselben Jahr. Anlässe waren die Proklamationen von Königin Victoria (Juni 1837), Edward VII. (Jänner 1901), George V. (Mai 1910), Edward VIII. (Jänner 1936), George VI. (Dezember 1936) und Queen Elizabeth II. (Februar 1952).
Bewegende erste Rede
Am Freitag um 18 Uhr Ortszeit hatte der 73-Jährige in seiner ersten Rede an die Nation gesagt, dass Thronfolger William und dessen Frau Kate neue Titel bekommen: Sie sind nun Prinz und Prinzessin von Wales. Kate war bisher Herzogin, mit dem Titel „Prinzessin von Wales“ trägt die 40-Jährige künftig einen Titel, den zuletzt Prinzessin Diana während ihrer Ehe mit Charles aktiv genutzt hatte. Die Nachrichtenagentur PA zitierte eine royale Insiderquelle, der zufolge Kate sich der Geschichte dieses Titels bewusst sei, aber in die Zukunft blicken und „ihren eigenen Weg“ gehen wolle.
Bisher hatte Charles selbst den Titel Prinz von Wales getragen. Seine Frau Camilla - nun „Queen Consort“ - trug den Titel Herzogin von Cornwall. Der Titel „Prinz von Wales“ wird seit Langem für den Thronfolger genutzt, aber es ist kein automatisches Recht - der Souverän kann ihn vergeben. William und Kate lebten eine Weile in Wales - vor ihrer Hochzeit und als frischverheiratetes Paar wohnten sie einige Jahre auf der Insel Anglesey.
Japanischer Kaiser beim Begräbnis
In den kommenden Tagen folgen dann weitere offizielle Schritte und Programmpunkte: So soll der Leichnam der verstorbenen Queen am Sonntag von Schloss Balmoral, wo sie starb, zuerst in den Holyrood Palace in Edinburgh, der Residenz der Königin in Schottland, überführt werden. In Edinburgh soll der Leichnam auch aufgebahrt werden. Der japanische Kaiser Naruhito und seine Frau Masako haben ihre Teilnahme am Begräbnis, das am 19. September stattfinden soll, angekündigt.
Auch US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag mitgeteilt, dass er zum Begräbnis von Queen Elizabeth II. nach Großbritannien reisen werde. Das Datum der Beerdigung wurde noch nicht bekannt gegeben.
Blumenmeer vor Palästen
Auch zwei Tage nach dem Tod von Queen Elizabeth II. riss der Strom an Trauernden am Londoner Buckingham-Palast nicht ab. Schon Samstagfrüh fanden sich Tausende Menschen ein, um Blumen oder Karten niederzulegen, eine Kerze anzuzünden oder innezuhalten. Trotz der Menschenmassen war die Atmosphäre ruhig und respektvoll, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Etliche Trauernde reisten auch von weiter entfernt an.
Damit das Anwesen im Londoner Regierungsviertel Westminster nicht im Blumenmeer versinkt, dürfen alle Sträuße zwölf Stunden lang davor liegen, bevor sie in den angrenzenden Green Park gebracht werden. Darauf weist auch ein Schild am Zaun des Palastes hin.
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