Senecura-Pflegeskandal

„Die Arbeit in der Pflege macht psychisch kaputt“

Salzburg
11.09.2022 08:00

Die schockierenden Missstände im Senecura-Heim in Salzburg seien kein Einzelfall, sondern Systemversagen und könnten sich überall wiederholen, meint eine Pflegeexpertin im Gespräch mit der „Krone“ und rechnet mit der Politik ab.

„Ich habe diesen Beruf geliebt. Aber es kam der Punkt, an dem ich aufhören musste, weil ich gemerkt habe, dass mein Körper, meine Psyche und meine Familie darunter leiden“, erinnert sich eine ehemalige Pflegedienstleitung aus der Stadt Salzburg zurück. Wie ihr ginge es vielen Kollegen und viele verlieren deswegen die Freude am Pflegeberuf.

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Ich habe mich beruflich neu orientiert , weil ich gemerkt habe, dass mich die Pflege unter diesen Bedingungen psychisch zerstört.

Eine ehemalige Pflegedienstleiterin aus der Stadt Salzburg

An die „Krone“ wandte sie die Pflegerin, die mittlerweile in einem anderen Bereich arbeitet, wegen der lebensbedrohlichen Missstände im Senecura-Altersheim in Salzburg-Lehen, die die Volksanwaltschaft bei einem Besuch im April feststellte. Wie berichtet wurden bei Bewohnern faulende Wunden, Mangelernährung und generell schlechte Pflegestandards entdeckt. Auch nach wie vor gebe es Probleme, wie eine Mitarbeiterin der „Krone“ berichtete.

Politisch verantwortlich für mangelnde Kontrolle und die Ausgestaltung des Salzburger Pflegewesens ist Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der nun seit fast zehn Jahren in der Regierung sitzt. Er kündigte eine kritische Prüfung der Heimaufsicht und eine Reform des Pflegegesetzes an – an einen Rücktritt denkt er allerdings nicht.

(Bild: Tschepp Markus)
(Bild: Tschepp Markus)

Wehrlose Bewohner haben die schlechtesten Karten
Die Diplompflegekraft schäumt: „Die Probleme sind seit Jahrzehnten da, die Zustände immer schlimmer, die Kontrollen zu lasch.“ Der Pflegeschlüssel sei nicht nur bei Senecura, sondern überall zu niedrig. „Es müssen Einlagen gewechselt, Mahlzeiten eingegeben, Bewohner geduscht und Wunden versorgt werden.“ Wer da keine Angehörigen habe, die selbst Aufgaben übernehmen oder die Pflegekräfte ständig auf Missstände hinweisen, sei arm dran. „Natürlich haben die leisesten und wehrlosesten Bewohner da die schlechtesten Karten“, ist sich die Ex-Pflegedienstleiterin sicher.

(Bild: Huber Patrick)

Es gehe aber nicht nur um die Bewohner, sondern auch um die Mitarbeiter, deren physische wie physische Gesundheit leiden würde. Personalmangel gebe es in der Pflege nur, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen würden. Das beginne bei schlechter Bezahlung, Überstunden und enormem Druck und ende bei fehlender Praxisanleitung, Supervision und Wertschätzung.

Fazit: „Jetzt müssen Kollegen und Angehörige auf die Straße gehen, sich an die Medien wenden und klarmachen, dass endlich Schluss ist.“

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