Wahl in Schweden
Knappes Rennen, Rechtsradikale vor Sensation
Polit-Krimi in Schweden: Das knappe Rennen um die Mehrheit bei der Parlamentswahl in Schweden ist nach einer Führung des linken Lagers nun zugunsten des konservativen Lagers von Moderaten-Chef Ulf Kristersson gekippt. Nach Auszählung von etwa der Hälfte der Stimmen lag der vier Parteien umfassende Block um den Spitzenkandidaten und Moderaten-Chef Ulf Kristersson - einschließlich der rechtspopulistischen Schwedendemokraten - minimal vor dem Lager der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson.
Erste Prognosen hatten zunächst Anderssons Seite knapp vorn gesehen. Wer die Parlamentsmehrheit am Ende gewinnen wird, ließ sich am späten Sonntagabend noch nicht absehen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen war so knapp, dass sich viele Spitzenpolitiker am Sonntagabend zunächst mit Aussagen zurückhielten. Nur ein Wort fiel auf den verschiedenen Wahlpartys immer wieder: „Spannend!“ Schwedens Medien sprachen von einem „valrysare“ - einem Wahl-Thriller.
Das Rechtslager aus Moderaten, Christdemokraten und Liberalen hatte mit einem Tabu gebrochen und war zur Wahl erstmals ein Bündnis mit den Schwedendemokraten eingegangen. Sollte das Lager am Ende tatsächlich erfolgreich sein, würde die ultrarechte Partei erstmals an der Regierung in Stockholm beteiligt sein.
Kriminalität, Einwanderung und Energiepreise als wichtigste Themen
Im Fokus des Wahlkampfes standen wachsende Kriminalität, Einwanderung und Probleme der Integration sowie die steigenden Energiepreise - Themen, mit denen die Schwedendemokraten punkten konnten. Die aus der Neonazi-Bewegung Ende der 80er-Jahre hervorgegangene Partei um Parteichef Jimmie Akesson war 2010 mit 5,7 Prozent der Stimmen erstmals in den schwedischen Reichstag eingezogen, 2018 erreichten sie bereits 17,5 Prozent.
Der Aufstieg der nationalistischen Partei in den vergangenen zehn Jahren fällt mit einer deutlichen Zunahme der Einwandererzahl zusammen. Schweden mit seinen zehn Millionen Einwohnern nahm in diesem Zeitraum fast eine halbe Million Asylbewerber auf. Die klare Ablehnung von Zuwanderung und gleichzeitige Verteidigung des schwedischen Wohlfahrtsstaats machten die Schwedendemokraten bei Wählern aus unteren Einkommensschichten und Rentnern beliebt.
Die acht Parlamentsparteien teilen sich in Schweden derzeit in zwei Vierergruppen auf - einen linksgerichteten und einen konservativen Block. Anderssons Lager verfügte vor der Wahl über die minimale Mehrheit von 175 der 349 Parlamentssitze, Kristerssons Block über 174. Am späten Sonntagabend sah die Lage beim schwedischen Rundfunksender SVT genau andersherum aus: Dort lag Kristerssons Lager gegen 23.15 Uhr bei 175 Mandaten und Anderssons bei 174.
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