Dicke Socken statt Heizen und kalte Duschen statt warmen Entspannungsbädern: Seit Monaten wird gerätselt, was in der kalten Jahreszeit auf die Österreicher zukommt. Fest steht, dass die horrenden Strompreise das Land zum Energiesparen auffordern. Am Montag wurde die „Energiesparkampagne der Bundesregierung“ unter dem Namen „Mission 11“ präsentiert. Denn laut Energieministerin Leonore Gewessler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Vertretern von Österreich Energie und der Österreichischen Energieagentur kann jeder österreichische Haushalt elf Prozent einsparen. „Dazu ermutigen wir alle heute“, so Gewessler.
Die Gasdrosselung aus Russland sei ein Erpressungsversuch von Präsident Wladimir Putin, bestätigte Ministerin Gewessler. Laut ihr ist das nicht nur ein Krieg mit der Ukraine, sondern „auch ein Krieg gegen uns“. Für sie sei klar: Russland ist kein verlässlicher Partner mehr. „Es gibt keine Zeit zurück. Zurück zu billigem russischen Gas.“ Aus diesem Grund bereite man sich mit den Partnern bestmöglich vor.
„Können Maßnahmen mit einem Handgriff umsetzen“
Laut Gewessler hätten die Energiesparmaßnahmen den Gasverbrauch schon spürbar reduziert. Abermals liegt für sie im Fokus: „Wir müssen erneuerbare Energien ausbauen und weg von russischem Gas.“ Dazu können laut Regierung alle einen Beitrag leisten. Und zwar so:
Die 11 Energiespartipps der Regierung:
1. Raumtemperatur absenken
Den größten Einfluss auf den Verbrauch hat die Temperatur in den beheizten Räumen. Es macht also Sinn, das Thermometer im Auge zu behalten. Wer an kalten Wintertagen barfuß und kurzärmelig in den eigenen vier Wänden unterwegs ist, hat jedenfalls Einsparpotential. Mit dem Senken der Raumtemperatur um 1°C können bereits sechs Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden. Eine Absenkung um 2°C bringen bis zu zwölf Prozent Einsparung
2. Fenster abdichten
20-25 Prozent der Wärmeverluste eines Gebäudes sind auf undichte Fenster und falsches Lüften zurückzuführen. Gerade in älteren Gebäuden kann man sich kurzfristig für wenige Euros mit Dichtungsbändern aus dem Baumarkt behelfen. Die Fenster müssen sich jedenfalls weiterhin zum Lüften öffnen lassen.
3. Energieeffizient lüften
Stoßlüften statt Fenster kippen: Mehrmals am Tag fünf bis zehn Minuten lüften vermindert im Vergleich zu dauerhaft gekippten Fenstern den Energieverbrauch, verhindert, dass die Wände auskühlen - es wird somit schneller wieder warm - und vermeidet auch Schimmelbildung. Nicht vergessen: Vor dem Lüften die Heizung oder den Heizkörper abdrehen.
1. Duschzeit verkürzen
Im Durchschnitt duschen Österreicher knapp fünf Minuten lang. Dabei werden rund 36 Liter Warmwasser verbraucht. Wer sich vier statt fünf Minuten abbraust, spart 20 Prozent der Energie für die Warmwasserbereitung.
2. Wassersparende Duschköpfe
Sparduschköpfe reduzieren die maximale Durchflussmenge des Wassers und reduzieren so den Wasserverbrauch.
3. Wo geht: Kaltes Wasser verwenden
Warmwasser am Waschbecken nur dann verwenden, wenn es nötig ist. Seife erzielt auch mit Kaltwasser ihre Wirkung. Bei einem Hebel darauf achten, dass dieser gänzlich auf Kaltwasser steht.
1. Gefrierschrank abtauen:
Sobald eine Eisschicht im Innenraum sichtbar ist, sollte die Gefriertruhe abgetaut werden, denn fünf Millimeter Eis erhöhen den Stromverbrauch um 30 Prozent. Bei der Gelegenheit kann auch gleich die Temperatureinstellung geprüft werden: Zum Tiefkühlen reichen -18°C.
2. Standby vermeiden:
Haushalte haben durchschnittlich zwischen zehn und 20 Geräte, die dauerhaft auf Standby laufen. Mit einer schaltbaren Steckerleiste oder einem Netzschalter können IT- und Unterhaltungselektronik komplett vom Stromnetz getrennt werden. Das spart bis zu 10 Prozent Strom.
3. Energiesparprogramme nutzen
Wasser erhitzen benötigt sehr viel Energie. Geschirrspüler oder Waschmaschine daher immer voll beladen und bei möglichst geringen Temperaturen bzw. im Ecoprogramm laufen lassen. Trotz der längeren Waschzeit braucht das weniger Strom.
4. LED-Lampen nutzen
LED-Lampen haben eine 15- bis 20-fach höhere Lebensdauer als klassische Glüh- und Halogenbirnen und sparen über die Lebensdauer gerechnet bis zu 90 Prozent Strom ein.
Spritsparende Fahrweise
Bis zu 15 Prozent des Spritverbrauchs können durch einfache Maßnahmen wie etwas langsamer, niedertourig und vorausschauend fahren, früh hochschalten, Motor bei Stopp abstellen oder Reifendruck prüfen, eingespart werden.
Die von Gewessler und Kocher präsentierte Energiesparkampagne wird bis März 2023 laufen und lautet „Mission 11“. Die Kampagne richte sich an alle Menschen, die die Möglichkeit haben, Energie zu sparen. „Menschen, die wenig haben, bekommen andere Hilfestellungen und sollen sich nicht unter Druck gesetzt fühlen“, so die Energieministerin. Für die Minister sei die Kampagne unkompliziert: „Man kann die Maßnahmen im Alltag mit ein paar Handgriffen umsetzen“, so die Ministerin.
Menschen, die wenig haben, bekommen andere Hilfestellungen und sollen sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.
Leonore Gewessler
Tipps wären etwa langsamer Autofahren, den Deckel auf den Kochtopf geben und ein paar Grad niedriger heizen. Es seien laut Regierung „alles Tipps, die man jetzt sofort umsetzen kann“. Doch wieso lautet der Name der Kampagne „Mission 11“: Weil jeder Haushalt dazu in der Lage ist, 11 Prozent Energie einzusparen.
Das wurde gemeinsam mit Franz Angerer der Österreichischen Energieagentur analysiert: „Wir haben Abschätzungen gemacht, wie viel Energie auf die Schnelle gespart werden kann.“ Das Unternehmen hätte Musterhaushalte definiert und versucht, die verschiedensten Einsparmöglichkeiten zu bewerten. Das Ergebnis waren 11 Prozent, die jeder österreichische Haushalt einsparen könne.
Lage belastet Haushalte und Unternehmen enorm
Auch Wirtschaftsminister Kocher ist von der Kampagne überzeugt: „Die Situation fordert einen Schulterschluss. Die Kampagne ist ein Beispiel, wo viele einen wichtigen Beitrag leisten können.“ Denn die Lage sei ernst und belaste Haushalte und Unternehmen enorm. Dennoch ist der Minister zuversichtlich und betont: „Im Idealfall wird der Winter auch nicht anders sein als alle anderen. Wir sind aber vorbereitet.“ Jeder Prozentpunkt an Stromverbrauch, den das Land einspare, helfe, den Strompreis nicht zu erhöhen. Die Kampagne richte sich vor allem an die Haushalte, um gut über den Winter zu kommen. „Ich bin überzeugt, wenn wir solidarisch bleiben, dass uns das gelingt“, so Kocher.
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