1970 ging das erste unmoderierte Duell zweier Spitzenpolitiker im österreichischen Fernsehen auf Sendung: Die Kanzlerkandidaten Bruno Kreisky und Josef Klaus diskutierten ohne Moderator, ATV kopierte das dann im letzten Bundespräsidentschafts-Wahlkampf mit Alexander Van der Bellen und seinem Kontrahenten Norbert Hofer.
Strenge Lehrerin
Am Sonntag, „Im Zentrum“, sehnte man sich nach einer Neuauflage dieses Fernsehformats. Da standen sechs Hofburg-Kandidaten wie Schüler aufgefädelt rund um eine Lehrerin. Diese stellte mit strenger Miene Fragen zur österreichischen Verfassung. Die Noten verteilte ein Verfassungsexperte, der im Publikum saß. Einem Kandidaten wurde es zu bunt, er schimpfte die ORF-Moderatorin indirekt eine Gouvernante. „Das ist ja kein Kindergarten do!“
Flehende Moderatorin
Dazwischen ging es um die Entlassung der Regierung, die Neutralität und das Bundesheer und die Sanktionen gegen Russland. Schließlich folgte am Ende noch der Versuch, jeweils zwei Kandidaten zu einem Duell zu bewegen. „Reden Sie miteinander“, flehte die Moderatorin, aber das passierte nicht. Einer fehlte in der Runde: Der amtierende Bundespräsident schlug die Einladung mit dem Hinweis aus, dass auch kein Vorgänger mit allen Kontrahenten diskutiert habe. Demokratisch ist das nicht, aber verständlich. Ob auch Alexander van der Bellen beinhart abgeprüft worden wäre? Wir erlebten also eine Elefantenrunde ohne den Elefanten. Ein Zirkus war’s allemal.
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