Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag auf den tiefsten Stand seit Ende Juli gefallen. Am Vormittag fiel der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um knapp acht Prozent auf rund 189 Euro je Megawattstunde. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau.
Vor einer Woche war der Gaspreis wegen des vorläufigen Lieferstopps über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 noch in Richtung 300 Euro geschnellt. Als Grund für den Lieferstopp gab Gazprom technische Probleme an. Vermutet wird aber, dass Russland den Westen im Konflikt um die Ukraine noch mehr unter Druck setzen will.
EU: Vorschläge für Gewinnabschöpfung und Gas-Sparmaßnahmen
Die Europäische Kommission hat Vorschläge ausgearbeitet, wie Überschussgewinne von Kraftwerken, die nicht mit Gas betrieben werden, abgeschöpft werden können. Außerdem sollen zur Reduktion des Stromverbrauchs Ziele sowohl für die Senkung der Gesamtnutzung als auch für ausgewählte Spitzenzeiten vorgegeben werden. Das geht aus einem Entwurf hervor, den die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg eingesehen haben.
Mit den Mitteln sollen Verbraucher, die die höheren Energiekosten schultern müssen, unter die Arme gegriffen werden. Es wird erwartet, dass Details der Pläne der EU-Kommission in dieser Woche veröffentlicht werden. Ein niedriger Stromverbrauch würde auch die Nachfrage nach Erdgas dämpfen. Die Mitgliedsländer müssen jedoch zustimmen.
Unterdessen will Aserbaidschan im Laufe des Jahres 30 Prozent mehr Erdgas in die EU liefern als in 2021. „Das Gesamtvolumen der Lieferungen nach Europa im Jahr 2022 wird zwölf Milliarden Kubikmeter betragen“, erklärte der aserbaidschanische Energieminister Parwis Schabasow am Montag auf Twitter. Bis August sei auch die Produktion in diesem Jahr um fast zehn Prozent auf 30,6 Milliarden Kubikmeter gesteigert worden.
In ihrem Bestreben, sich von russischen Gasimporten unabhängig zu machen, hatte die EU sich im Juli mit der Regierung in Baku darauf verständigt, die Gasimporte aus Aserbaidschan in den kommenden Jahren zu verdoppeln. Vorgesehen ist auch der Ausbau des Gaskorridors, der durch Aserbaidschan, Georgien, die Türkei und Griechenland verläuft. Die Leitungskapazität soll auf 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erhöht werden.
Russland war bis vor Kurzem mit Abstand der größte Gaslieferant der EU-Staaten. In 2021 kamen 155 Milliarden Kubikmeter russisches Gas an und deckten fast 40 Prozent des EU-Bedarfs. Einige EU-Länder haben nun im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Gasimporte aus Russland eingestellt. Moskau drosselte seinerseits die verbleibenden Lieferungen, um die EU-Länder daran zu hindern, ihre Reserven aufzufüllen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.