Die Arbeiterkammer sowie der SPÖ-Pensionistenverband haben am Montag anlässlich des Tages der pflegenden Angehörigen am Dienstag mehr Unterstützung für pflegende Angehörige gefordert. Noch immer bekommen 800.000 pflegende Angehörige in Österreich nicht annähernd die Unterstützung, die sie brauchen, sagte AK-Präsidentin Renate Anderl in einer Aussendung. Pensionistenverbands-Präsident Peter Kostelka forderte einen „Angehörigenbonus“ ab Pflegestufe 3.
„Die Pflege und Betreuung von Angehörigen ist mehrheitlich Frauensache. Rund 73 Prozent jener, die diese schwere Aufgabe meistern, sind Frauen“, betonte Anderl. „Sie brauchen mehr praktische Hilfe durch professionelle Betreuungs- und Pflegedienste für effektive Entlastung.“
„Beruf und Pflege unter einen Hut bekommen“
300.000 der pflegenden Angehörigen würden neben der Betreuungstätigkeit auch im Berufsleben stehen, so die Präsidentin. Diese seien „besonders abhängig von professioneller Unterstützung, um Beruf und Pflege unter einen Hut zu bekommen“.
Obwohl die Anzahl der daheim lebenden und pflegebedürftigen Menschen steigt, bleiben die rund 16 Millionen Leistungsstunden der mobilen Dienste pro Jahr gleich.
AK-Präsidentin Renate Anderl
Seit Jahren würde die professionelle Unterstützung in allen Bereichen stagnieren, beklagte Anderl. „Obwohl die Anzahl der daheim lebenden und pflegebedürftigen Menschen steigt, bleiben die rund 16 Mio. Leistungsstunden der mobilen Dienste pro Jahr gleich.“
AK: Mobile Dienste decken nur rund 3% des Bedarfs ab
Schätzungen der AK zufolge decken die mobilen Dienste nur rund drei Prozent des Betreuungs- und Pflegebedarfs für daheim lebende Menschen ab. „Tageszentren und mehrstündige Alltagsbegleitung sind da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Stattdessen müssen die pflegenden Angehörigen die riesige Lücke zwischen Bedarf und Angebot selber stopfen.“
„Massiver Ausbau“ gefordert
Die AK fordert daher einen „massiven Ausbau“ der mobilen Dienste und der Tagesbetreuungen. „Massiv heißt, es geht um eine Vervielfachung der Kapazitäten und nicht um kosmetische Verbesserungen.“ Neben dem dringenden Ausbau aller Betreuungs- und Pflegeangebote sei auch die verbesserte Gestaltung von Abläufen, insbesondere für die Pflege und Betreuung zu Hause erforderlich.
Hauskrankenpflege sollte eine „einheitliche, durchgängige Leistung“ sein. Viele Betroffene würden auch nicht verstehen, warum die Unterstützung durch eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekraft (DGKP) nur bis zu 28 Tage nach einem Krankenhausaufenthalt von der Krankenkasse bezahlt wird und danach zugezahlt werden muss.
SPÖ-Pensionistenverband: „Können uns keinen Stillstand leisten!“
Weitere Schritte forderte am Montag auch der SPÖ-Pensionistenverband: „Wir können uns keinen Stillstand in der Pflege und Betreuung älterer Menschen leisten! Wo bleiben die - schon vor dem Sommer vollmundig angekündigten - weiteren Maßnahmen“, so PVÖ-Präsident Kostelka in einer Aussendung.
Als Beispiel brachte er den „Angehörigenbonus“ für pflegende Angehörige. Dieser müsse noch heuer kommen und auch bereits ab Pflegestufe 3 gewährt werden. Außerdem brauche es mehr wohnortnahe Information und vor allem auch sozialrechtliche und finanzielle Absicherung.
Wir können uns keinen Stillstand in der Pflege und Betreuung älterer Menschen leisten! Wo bleiben die - schon vor dem Sommer vollmundig angekündigten - weiteren Maßnahmen.
PVÖ-Präsident Peter Kostelka
Auch ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec stellte am Montag Forderungen an die Regierung. „Pflegende Angehörige sind das Rückgrat unseres Pflegesystems“, betonte sie und verwies darauf, dass es sich dabei um 900.000 Menschen, 60 Prozent davon Frauen, handelt. „Sie pflegen 80 Prozent der Pflegebedürftigen, also mehr als 300.000 Menschen, daheim.“
Korosec würdigte zwar die beschlossenen Verbesserungen im Rahmen des ersten Teils der Pflegereform, ortete aber weiteren Handlungsbedarf. „Diese Gesetze können nur der Anfang sein. Besonders die 24-Stunden-Betreuung muss viel stärker ausgebaut und gefördert werden, damit ein ausreichendes und leistbares Angebot verfügbar ist“, erklärte sie in einer Aussendung. Der Zuschuss müsse von derzeit 550 Euro monatlich (für zwei selbstständige Betreuerinnen) „substanziell“ erhöht werden.
Besonders die 24-Stunden-Betreuung muss viel stärker ausgebaut und gefördert werden, damit ein ausreichendes und leistbares Angebot verfügbar ist.
ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec
Darüber hinaus erwartet die Seniorenbund-Präsidentin den Beschluss der Ausweitung des Angehörigenbonus von bis zu 1500 Euro pro Jahr auf Pensionisten im Herbst: „Dass der Bonus ausgeweitet wird, ist für mich bereits fixiert, unabhängig davon, wann es beschlossen wird. Wichtig ist, dass der Bonus am 1.1.2023 kommt“, so Korosec. Darüber hinaus forderte sie „rasch neue Sozialpartnergespräche“ zur Pflegereform: „Die ersten beschlossenen Gesetze sind zweifellos wichtig, seit der Präsentation im Mai herrscht aber wieder Stillstand“, so ihre Kritik.
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