Dutzende tote Soldaten
Neue Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien
Auch seit dem Abschluss eines Waffenstillstands zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan im Jahr 2020 kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen um einzelne militärische Stellungen in der umstrittenen Region Berg-Karabach. Nun scheint die Lage aber erneut zu eskalieren. In der Nacht auf Dienstag brachen Kämpfe mit schweren Waffen aus. Die beiden Seiten beschuldigen sich gegenseitig.
Das armenische Verteidigungsministerium in Jerewan teilte mit, dass aserbaidschanische Truppen an drei Stellen armenische Stellungen mit Artillerie und großkalibrigen Waffen angegriffen hätten. 49 armenische Soldaten seien getötet worden, teilte der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan Dienstagfrüh mit. Aserbaidschan räumte ebenfalls „personelle Verluste“ ein.
In Baku sprach das aserbaidschanische Verteidigungsministerium davon, dass ein großangelegter armenischer Sabotageversuch die Kämpfe ausgelöst habe. „Die gesamte Verantwortung für die Situation liegt bei der militärisch-politischen Führung Armeniens“, hieß es.
Armenischer Regierungschef telefonierte mit Putin
Paschinjan telefonierte in der Nacht nach Angaben seiner Regierung mit dem Präsidenten der Schutzmacht Russland, Wladimir Putin. Paschinjan sprach von einem aserbaidschanischen Angriff, auf den es eine internationale Reaktion geben müsse. Er und Putin vereinbarten demnach, in Kontakt zu bleiben. Der armenische Regierungschef alarmierte außerdem Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, wie Medien in Jerewan berichteten.
Russland erklärte, es habe eine Feuerpause vermittelt, die seit dem Vormittag gelte und einzuhalten sei. Doch nach aserbaidschanischen Angaben wurde gegen die Vereinbarung nur 15 Minuten nach Inkrafttreten wieder verstoßen. Armeniens Ministerpräsident sagte russischen Medienberichten zufolge im Parlament, die Kämpfe würden zwar mittlerweile weniger intensiv ausgefochten, sie hielten aber in einigen Gegenden noch an.
Angriffe auf dem Gebiet Armeniens
Die früheren Sowjetrepubliken bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Allerdings wurde nach armenischen Angaben diesmal nicht die Exklave angegriffen, die Attacken trafen Stellungen bei den Städten Goris, Sotk und Dschermuk. Diese liegen auf dem Gebiet Armeniens.
Die Türkei, die zu den Unterstützern Aserbaidschans zählt, forderte Armenien dazu auf, Provokationen zu unterlassen. US-Außenminister Antony Blinken unterstrich, es gebe für den Konflikt keine militärische Lösung. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Angelegenheit vor den UNO-Sicherheitsrat zu bringen. Als „besorgniserregend“ wertete auch das österreichische Außenministerium die Kämpfe. „Wir drängen beide Seiten dazu, sich jeglicher Handlungen zu enthalten, die zu einer weiteren Eskalation der Lage führen können“, hieß es in einer am Dienstag auf Twitter publizierten Mitteilung. Wichtig sei die Rückkehr zu Gesprächen, um die Spannungen zu verringern. Österreich war in der Vergangenheit mehrmals Schauplatz von Vermittlungsgesprächen zwischen den beiden Konfliktparteien gewesen.
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