Verluste in Ukraine

Gebete für Putin: „Damit Herr ihn weiser macht“

Ausland
13.09.2022 10:56

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine haben Dutzende Lokalpolitiker in Russland den Rücktritt von Kremlchef Wladimir Putin gefordert. Es kämen weitere neue Unterstützer hinzu, twitterte die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem, am Dienstag. „Wir finden, dass die Handlungen von Präsident W. W. Putin Russlands Zukunft und seinen Bürgern schaden“, heißt es in der Petition. Auch in der Ukraine erleidet Russlands Präsident enorme Verluste. Doch ein Russe scheint nicht von Putins Seite zu weichen: der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I.

Kyrill rief zu Gebeten für Putin auf, „damit der Herr ihn weiser macht, stärkt, leitet und vor Sünden und Fehlern bewahrt und gleichzeitig inspiriert, so zu handeln, dass unser Vaterland vor allen äußeren Bedrohungen, vielleicht sogar vor den gefährlichsten und schrecklichsten, geschützt wird“. Er sieht Russland in einer „schicksalhaften Mission“ gegen ausländische Mächte, die das Riesenreich als unabhängigen Staat zerschlagen wollten. Russland erlebe aktuell eine „sehr schwierige Zeit“, sagte das Kirchenoberhaupt laut Kathpress bei einem Gottesdienst in Moskau. Daher solle man jetzt besonders für „unser Vaterland, für unseren Präsidenten“ und die Armee beten.

Patriarch betet, Politiker fordern Rücktritt
Aktuell sollen mehr als 40 Lokalpolitiker eine Petition für den Rücktritt des russischen Präsidenten unterschrieben haben. Bereits in der vergangenen Woche hatten Moskauer Politiker ein ähnliches Rücktrittsgesuch an Putin gerichtet. „Lieber Wladimir Wladimirowitsch“, heißt es in dem Schreiben der Abgeordneten des Lomonossow-Bezirks: „Sie hatten in der ersten und teilweise in der zweiten Amtszeit gute Reformen, aber danach ging irgendwie alles schief.“

Putins Rhetorik sei von „Intoleranz und Aggression“ durchsetzt und werfe Russland zurück in die Zeit des Kalten Kriegs, kritisierten die Unterzeichner weiter. „Wir bitten Sie (...), Ihren Posten zu räumen, da Ihre Ansichten und Ihr Führungsmodell hoffnungslos veraltet sind.“

Politikern könnten viele Jahre im Straflager drohen
Die direkten Auswirkungen solcher Protestaktionen dürften äußerst gering sein, dennoch sind sie nicht ungefährlich. Seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geht Russlands Justiz besonders hart gegen Oppositionelle und Andersdenkende vor. Medienberichten zufolge laufen etwa bereits Ermittlungen gegen mehrere Petersburger Politiker, die kürzlich eine Anklage Putins wegen Hochverrats forderten - mit Blick auf den von ihm angeordneten Krieg. Ihnen wird nun die „Diskreditierung“ von Russlands Streitkräften vorgeworfen - wofür schlimmstenfalls viele Jahre Straflager drohen.

Teile der russischen Armee sollen enorm geschwächt sein
Neben der Aufforderungen zum Rücktritt in den eigenen Reihen, scheint auch in der Ukraine für Putin nicht alles so zu laufen, wie der Präsident es sich vorgestellt hatte: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee durch den Krieg in der Ukraine enorm geschwächt. Insbesondere in der Anfangsphase des Krieges habe es schwere Verluste gegeben, von denen sich die Truppen nicht erholt hätten, heißt es in einem Bericht. Betroffen sei etwa die Erste Gardepanzerarmee. Teile dieser prestigeträchtigen Einheit hätten sich in der vergangenen Woche aus der Region Charkiw zurückgezogen. 

Aus der Region Charkiw sollen sich Teile der russischen Armee zurückgezogen haben. (Bild: EPA)
Aus der Region Charkiw sollen sich Teile der russischen Armee zurückgezogen haben.

Im Fall eines Krieges gegen die NATO sei vorgesehen, dass die Erste Gardepanzerarmee eine führende Rolle übernehme. Durch die Verluste sei die konventionelle Kampfstärke Russlands gegen die NATO jedoch deutlich geschwächt. Es werde Jahre dauern, um diese wieder aufzubauen, schreibt das britische Verteidigungsministerium.

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