„Kranker alter Mann“

Prinz Andrew bei Trauermarsch beschimpft

Ausland
13.09.2022 10:55

Seit Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen sich war Prinz Andrew lange Zeit ziemlich öffentlichkeitsscheu. Doch der Tod von Königin Elizabeth II. hat ihn wieder in die Öffentlichkeit gespült. Dem Vernehmen nach wird er beim Staatsbegräbnis am Montag eine zentrale Rolle spielen, galt er doch als „Lieblingssohn“ der Queen. Doch die Mehrheit der Briten wünscht sich am liebsten eine permanente Verbannung Andrews. Und das bekam der trauernde Royal nun auch persönlich zu spüren. Während einer Trauerprozession mit dem Sarg der Queen wurde der 62-Jährige von einem jungen Schotten lautstark beschimpft. Die Polizei musste einschreiten.

„Andrew, du bist ein kranker alter Mann“, schrie der junge Mann, der ein australisches Fußballtrikot trug. Doch andere Schaulustige fanden das wohl doch nicht ganz angebracht und rangen den Protestierenden mithilfe eines Polizisten nieder. „Das ist widerlich. Ich habe doch nichts getan“, hörte man den jungen Mann wenige Augenblicke später rufen, als ihn die Polizei abführte. Eine in der Nähe stehende Frau forderte die Beamten auf, den Festgenommenen freizulassen. Doch ihre Stimme ging unter, als plötzlich „Gott beschütze den König“-Rufe ertönten.

Bevor die Leichen der verstorbenen Monarchin an diesem Dienstag von Edinburgh nach London überstellt wird, konnten am Montag Tausende Schotten bei einem Trauerzug Abschied von Elizabeth II. nehmen. König Charles III. führte am Montag in der Altstadt der schottischen Hauptstadt zu Fuß eine Prozession mit dem Sarg an. Hinter dem Leichenwagen marschierten auch seine Geschwister Prinzessin Anne (72), Prinz Andrew und Prinz Edward (58) mit. Die Prozession führte von der königlichen Residenz, Palace of Holyroodhouse, zur gut einen Kilometer entfernten St.-Giles-Kathedrale, in der ein Gottesdienst stattfand. Der geschlossene Sarg sollte dort für rund 24 Stunden aufgebahrt bleiben, damit die Bevölkerung weiter Abschied nehmen kann.

„Affront gegen die Demokratie“
Während ein Großteil der Bevölkerung des Vereiningten Königreichs derzeit noch im Trauermodus ist, gibt es durchaus Landsleute, die weder mit dem Trubel um das Ableben der Queen noch mit der Monarchie insgesamt etwas anfangen können. So forderte die Interessengruppe Republic, die sich für ein gewähltes Staatsoberhaupt einsetzt, bereits zwei Tage nach dem Tod der Queen eine „nationale Debatte“ über die Zukunft der Monarchie. „Die Ausrufung eines neuen Königs ist ein Affront gegen die Demokratie“, sagte Republic-Sprecher Graham Smith einer Mitteilung zufolge. Republic zufolge sprechen sich inzwischen mehr als ein Viertel der Briten für die Abschaffung der Monarchie aus.

Einer von ihnen ist Marc Tuft, ein 64 Jahre alter Sportlehrer aus dem Londoner Arbeiterviertel Abbey Wood. „Ich respektiere das Lebenswerk der Queen und erkenne an, dass sie sehr populär ist und verehrt wird“, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er persönlich fühle sich von ihrem Tod aber nicht berührt. „Das ist wie eine Seifenoper“, findet er. Zwar seien die Gefühle der Menschen teilweise echt, doch vieles, was man im Fernsehen zu sehen bekomme, hält er für eine PR-Kampagne. Leute, die gerne über die Abschaffung der Monarchie sprechen wollten, kämen hingegen derzeit nicht zu Wort, so Tuft. Das werde als Respektlosigkeit ausgelegt. Er denkt aber, dass schon bald kritische Stimmen aufkommen werden.

Proteste gegen die Monarchie
Tatsächlich waren die Unmutsäußerungen am Rande der Trauerprozession nicht die einzigen. Vor allem in sozialen Medien häufen sich Aufnahmen von Menschen, die verhaftet werden, weil sie gegen die Monarchie demonstrieren (siehe auch Video oben). Weit mehr als eine Minderheitsmeinung ist die Kritik an der Monarchie in den ehemaligen Kolonien in der Karibik. So kündigte der Regierungschef von Antigua und Barbuda unmittelbar nach dem Tod der Queen an, innerhalb von drei Jahren ein Referendum über die Loslösung vom britischen Königshaus an.

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