Bäder-Engpass in Tirol

„Im Unterland droht nun Nichtschwimmer-Generation“

Tirol
14.09.2022 13:03

Hilferuf und Mahnung: Nach der Schließung des Wörgler Wave rittern Schulen, Sportvereine und Kursanbieter um viel zu wenig Wasserflächen - mit lebensgefährlichen Folgen. Weist eine Bürgermeister-Konferenz den Weg? Eine schnelle Lösung ist jedenfalls nicht in Sicht.

Ertrinken ist die häufigste Todesursache bei Kindern. Das beste Mittel dagegen wären Schwimmkurse schon für die Kleinsten. „Doch nach der Schließung des Wörgler Wave drehen wir uns bei der Schaffung dringender Wasserflächen seit drei Jahren im Kreis“, mahnte Gabi Hausberger, Obfrau des Triathlon Team Wörgl, flankiert von Mitstreitern.

Weit fahren für Alternativen
Wie andere Vereine – bis hin zur Wasserrettung – muss man woanders um äußerst knappe Trainingszeiten rittern. Etwa in der Aquarena Kitzbühel, im Atoll am Achensee oder im Innsola in Kiefersfelden. „Wir sitzen am Trockenen, es kommt eine Generation von Nichtschwimmern – mit lebensgefährlichen Folgen“, warnte Hausberger.

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Ich war 32 Jahre ein ruhiger Präsident. Aber jetzt reichts’s. Bund, Land und Gemeinden schieben das Thema zum jeweils anderen.

Julius Skamen, Präsident Triathlonverband Tirol

Ex-Spitzentriathletin Eva Dollinger sieht Folgen auch bei den Erwachsenen: „Früher boten wir drei Einheiten an, jetzt nur noch eine im Atoll und das wird weniger angenommen.“ Fahrzeit und -kosten lassen grüßen.

Die Wave-Gebäude stehen noch, schwimmen kann hier aber niemand mehr (Bild: ZOOM.TIROL)
Die Wave-Gebäude stehen noch, schwimmen kann hier aber niemand mehr

Zahlen arg geschrumpft
Simone Auffinger (Landesschwimmverband) erinnerte an einst 150 Mitglieder in ihrem Wörgler Club. Nun könne man noch 30 bewältigen, mit einer Notlösung im Reha-Zentrum Häring. Die Kufsteiner Volksschuldirektorin Birgit Obermüller betonte, dass Schwimmen eigentlich im Lehrplan verankert sei – aber wo? „Dass nur ein Drittel der Schüler einer Klasse schwimmen kann, kommt leider vor.“

 Konzept muss in Region „geboren“ werden
Welche Wege aus dem Schwimm-Notstand sind realistisch? Die beim Pressetermin ebenfalls anwesenden Bürgermeister Michael Riedhart (Wörgl) und Andreas Ehrenstrasser (Langkampfen) waren sich zumindest einig, dass die Initiative aus der Region kommen müsse. Nur mit einem fertigen Konzept könne man dann bei Land und Bund wegen Zuschüssen vorstellig werden.

(Bild: stock.adobe.com/[Mujo]D800)

Orte müssten an einem Strang ziehen
Bei einer Konferenz der Ortschefs (eventuell unter Einbeziehung der TVB) müsse die gemeindeübergreifende Finanzierung geklärt werden. Und auch, wie die unvermeidlichen Betriebsverluste aufgeteilt werden. Als Standort hat man ein Grundstück in Langkampfen im Auge, das mit Autobahnnähe und zentraler Lage zwischen den Ballungsräumen Kufstein und Wörgl punkten würde. Ehrenstrasser recherchierte dazu umfangreich und holländische Experten legten ihm Zahlen auf den Tisch. Ernüchternd: Eine große Lösung mit 50-Meter-Becken und 25-Meter-Becken würde 50 Millionen Euro oder mehr kosten.

Die nur wenige Monate geöffneten Freibäder sieht man gerade bei Kindern nicht als Ersatzlösungen. Klar ist allerdings: Selbst im besten Fall wird der Schwimm-Notstand im Unterland noch Jahre dauern.

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