Karl May-Forschung

Anton Haider: Im Reiche des roten Adlers

Tirol
14.09.2022 20:00

Tirol spielte im Leben von Karl May eine nicht unwesentliche Rolle. Dass es vielfältige, vielschichtige und teilweise sogar recht pikante Verbindungen mit dem Land gab, weiß kaum jemand. Licht brachte 2006 Forscher Anton Haider in diese Thematik - mit seinem Buch „Im Reiche des roten Adlers“.

Heute würde man ihn als einen „Riesenfan“ bezeichnen, den 1925 in Innsbruck geborenen und 2009 verstorbenen Anton Haider. Als Bub verschlang er – so wie fast jeder seiner Generation – die Abenteuerromane des Karl May, um dann im Freien mit seinen Freunden als Winnetou und Old Shatterhand zu spielen.

Porträtfoto von Karl May, einmal nicht als Kara Ben Nemsi oder Old Shatterhand, sondern mit einem alpenländischen Hut angetan. (Bild: Repro H. Berger)
Porträtfoto von Karl May, einmal nicht als Kara Ben Nemsi oder Old Shatterhand, sondern mit einem alpenländischen Hut angetan.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte er Ludwig Patsch, den ersten systematischen Karl May-Forscher kennen und durch ihre enge Zusammenarbeit sowie durch seine Kontakte mit anderen May-Forschern wie Dr. Rudolf Beissel erwarb er ein ebenso breites wie reiches Wissen über den Reise- und Abenteuerschriftsteller und seine Welt.

Haider war 30 Jahre lang Bürgermeister von Pettnau 
Haider, der von 1965 bis 1995 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Pettnau war, gab auch die Initialzündung dafür, dass 1963 die Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biografie gegründet wurde, die 1969 in der Karl-May-Gesellschaft aufging.

Drei Jahre vor seinem Tod, 2006, erschien dann im Karl May-Verlag, genauso wie man die May-Bücher kennt – in grünem Leinenstoff gebunden, mit Goldschnitten versehen – sein knapp 500 Seiten starkes Opus Magnum – das Buch „Im Reiche des roten Adlers“, in welchem er Karl Mays Beziehungen zu Tirol erstmalig in kompakter Form an das Licht der Öffentlichkeit brachte.

Karl May und Tirol akribisch recherchiert
Tirol war derjenige Landesteil der Habsburger Monarchie, zu dem May die mannigfachsten Beziehungen hatte – als Schriftsteller wie als Privatmann. In Tiroler Zeitungen, Zeitschriften und Kalendern erschienen Werke aus seiner Feder, am Achensee hatte er mit der gräflichen Familie Jankovics für kurze Zeit Freunde gefunden, die er besuchte. Für eine in Innsbruck erscheinende Zeitschrift, den Kunstfreund, schrieb er Briefe über Kunst und Kultur und blieb mit dem Redakteur und Schriftsteller Leopold Gheri, der ihn vehement gegen seine Feinde verteidigte, jahrelang in Kontakt. Einige Male machte er Urlaub auf der Mendel oberhalb Bozens im damals noch österreichischen Südtirol. Und am österreichischen Ufer des Gardasees, in Riva, arbeitete er am vierten Band seines Romans „Im Reiche des Silberlöwen“.

Anton Haiders akribische, jahrzehntelange Arbeit wirft zudem einen spannenden Fokus was die Zusammenarbeit Mays mit Leopold Gheri betrifft. Gheri baute sich eine bemerkenswerte, wenn auch im Vergleich zu Karl May bescheidenere Karriere, als Abenteuerschriftsteller auf, die ihm immerhin den Beinamen „Tiroler Karl May“ einbrachte.

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