„Zu früh“

Ukrainischer Vormarsch: USA dämpfen die Euphorie

Ukraine-Krieg
13.09.2022 18:16

Im Abwehrkampf gegen Russland hat die Ukraine weitere Geländegewinne im Nordosten des Landes gemeldet. Demnach zogen sich russische Truppen nach ihrer Niederlage in der Region bei Charkiw am Dienstag aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück. Die USA dämpften nach dem ukrainischen Vormarsch jedoch die Euphorie: Die Fortschritte seien bedeutsam, doch sei es zu früh, die weitere Entwicklung zu beurteilen, sagte US-Außenminister Antony Blinken.

Auch die strategische Lage nach den jüngsten Erfolgen der Ukraine sei laut Blinken nicht leicht einzuschätzen. „Wir haben eindeutig bedeutende Fortschritte bei den Ukrainern gesehen, insbesondere im Nordosten“, meinte der US-Außenminister und lobte den Mut der Ukrainer.

Doch fügte er hinzu, es sei zu früh zu sagen, wie sich die Lage weiterentwickeln werde. „Die Russen haben in der Ukraine weiter sehr umfangreiche Streitkräfte sowie Ausrüstung, Waffen und Munition.“

US-Außenminister Antony Blinken (Bild: AP)
US-Außenminister Antony Blinken

Vertreter des Westens: Wendepunkt in der Ukraine wohl noch nicht erreicht
Auch dem Vertreter eines westlichen Landes zufolge ist es zu früh, nach den jüngsten Erfolgen der Ukraine im Osten des Landes von einem Wendepunkt des Krieges zu sprechen. Es gehe aber eine große Wirkung davon aus - sowohl für die Kampfhandlungen als auch psychologisch.

Region Charkiw: Kiew will in einer Woche mindestens 300 Orte befreit haben
Die Ukraine will eigenen Angaben zufolge in einer Woche im östlichen Gebiet Charkiw mindestens 300 Ortschaften mit knapp 150.000 Einwohnern auf 3800 Quadratkilometern befreit haben. Das sagte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Dienstag in Balaklija, einer der zurückeroberten Städte. Dies seien nur die bestätigten Zahlen, sagte sie einer Mitteilung auf Telegram zufolge. Vermutlich sei das befreite Territorium im Gebiet Charkiw fast doppelt so groß. Am Mittwoch werde es weitere Daten geben, hieß es.

Briten: Russische Armee enorm geschwächt
Nach Einschätzung der britischen Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee enorm geschwächt. Betroffen sei auch die Erste Gardepanzerarmee, die zu den prestigeträchtigsten Einheiten des russischen Militärs gehört. Teile dieser Einheit hätten sich vergangene Woche aus der Region Charkiw zurückgezogen, hieß es.

Mithilfe westlicher Waffen will die Ukraine auch die Regionen Luhansk und Donezk zurückerobern. Russland hatte die vollständige Einnahme von Luhansk im Juli gemeldet. In Donezk halten die Ukrainer eigenen Angaben zufolge derzeit rund 40 Prozent des Gebiets.

Putin zeigt sich unaufgeregt
Die russische Führung um Präsident Wladimir Putin zeigte sich trotz der Rückschläge unaufgeregt. Es sei keine Generalmobilmachung geplant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax. Doch werden in Moskau Rufe nach Konsequenzen lauter - darunter auch nach einer teilweisen oder vollständigen Mobilmachung, um die ausgegebenen Ziele der „Spezialoperation“ zu erreichen.

(Bild: APA/AFP/SPUTNIK/Mikhail Klimentyev)

Zugleich gibt es Hinweise auf vermehrte Kritik an Putin. Dutzende Lokalpolitiker in Russland forderten seinen Rücktritt. Es kämen neue Unterstützer hinzu, twitterte die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem. Die direkten Auswirkungen solcher Protestaktionen dürften aber gering sein. Seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geht Russlands Justiz besonders hart gegen Oppositionelle und Andersdenkende vor.

Deutscher Kanzler drängt Putin zu Abzug aus Ukraine
Unterdessen hat Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz - erstmals seit vielen Wochen - wieder mit Putin telefoniert. In dem 90-minütigen Gespräch habe Scholz am Dienstag darauf gedrängt, dass es so schnell wie möglich zu einer diplomatischen Lösung des russischen Krieges in der Ukraine komme, die auf einem Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der russischen Truppen und Achtung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine basiere.

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