Einen schönen Mittwochabend.
Gehe immer mit sauberer Unterwäsche aus dem Haus, ist so ein Satz den die meisten wohl von kleinauf gehört haben. Angereichert mit dem Horrorszenario, wie denn die Ärzte im Spital reagieren würden, wenn nach einem Unfall jemand vor ihnen auf dem Tisch liegt, der bei der Wahl seiner Untergatten genauso unvorsichtig gewesen ist wie beim Überqueren der Straße. Eines habe ich an dieser frühkindlichen Warnung nicht verstanden. Dass Mediziner, die Amputationen gesehen haben, offene Brustkörbe, gespaltene Schädeldecken, halbierte Menschen, ausgerechnet bei einer Bremsspur in Ohnmacht fallen sollen. Zudem stellt sich die Frage, ob Unterbekleidungen bei außerplanmäßigen, aber engen Kontakten mit Lastwagen wirklich so blütenweiß bleiben wie direkt nach dem Kauf? Dennoch: Der mütterliche Hinweis hat seine Berechtigung, denn es ist auch die Politik, die uns versucht seit jeher auf dem Gebiet der persönlichen Austaffierung Fallen zu stellen, weit über die Hygiene hinaus.
Es gibt eine Unterhose, bei der hätten Mediziner wohl eine Schocktherapie verschrieben, als sie noch leistbar war, und die stammt vom Designer Heinz-Christian Strache. Sie erinnern sich vielleicht? Ehemaliger Vizekanzler, Mr. Ruderleiberl 2017, mal FPÖ. Sein Fanshop rund um die Wien-Wahl 2020 war mit einem besonderen Gustostückerl angereichert: einem Liebestöter aus Baumwolle für den „Mann von Welt“, mit dem aufgestickten Schriftzug „HC Strache“. Ein sexy Höschen für Menschen, die sich nicht einmal mehr selbst lieben. Dafür mit „eng anliegendem Schnitt“, wie im Shop zu lesen war, und weil Strache seine größten Fans kennt, mit einer möglichen Ausdehnung bis XXL. Ein X mehr gibt es nur beim Lutz. Lediglich 3,27 Prozent hat Strache bei der Wahl damals geholt, seine Unterhose ist seitdem also nicht unbedingt ein Symbol für nennenswertes Ausmaß.
Nun dringt auch Alexander Van der Bellen in ähnliche Gefilde vor, wobei er einige Etagen abwärts um Stimmen wirbt. Der Bundespräsident, der Bundespräsident werden will, hat neue Socken auf den Markt gebracht. Zu haben sind die „absoluten Hingucker“, jetzt wird es witzig, halten Sie sich fest, in Van der Bellens Shop namens „Fanderbellen“. Erhältliche Größen: 36-39, 40-46, also zu klein für Polit-Clown Gerald Grosz. Aufgestickt: VDB 2022. Die Jahreszahl ist immer praktisch, so wie diese Stutzen mit den aufgestickten Wochentagen, denn da verliert man nicht den Überblick, wie lange man sie schon trägt. Die ersten Strümpfe aus Stoff wurden übrigens in ägyptischen Gräbern gefunden und stammen aus der Zeit 500 nach Christus, also tatsächlich noch vor Van der Bellens Geburt. Immer gut zu wissen. Der Bundespräsident verkauft zudem Badeschlapfen (für 27,90 Euro) und, ich wusste gar nicht, dass es das noch gibt, Bauchtaschen für 24,90 Euro. Man würde es vermuten, aber Herrenhandtaschen gibt es im „Fanderbellen“-Shop leider nicht.
Mit Strache-Unterhose und VDB-Socken gleichzeitig das Eigenheim zu verlassen, halte ich zudem für keine gute Idee. Es könnte durchaus sein, dass man nach einem Arztbesuch nicht so schnell wieder nach Hause darf.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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