Video aufgetaucht

„Putins Koch“ rekrutiert Häftlinge für den Krieg

Ausland
15.09.2022 10:46

Bereits Anfang Juli gab es Berichte, dass die berüchtigte Gruppe Wagner in russischen Gefangenenlagern Häftlinge für den Krieg gegen die Ukraine rekrutiert. Jetzt ist ein Video aufgetaucht, das den Unternehmer Jewgeni Prigoschin, der auch als Finanzier der Söldnertruppe gilt, bei einer Ansprache vor Häftlingen zeigt (siehe Tweets unten).

Er sei Repräsentant eines privaten Militärunternehmens, erklärte Prigoschin den Häftlingen. „Ihr habt sicher schon von PMC Wagner (eine weitere Bezeichnung der Gruppe Wagner, Anm.) gehört. Dieser Krieg ist schwierig, nicht so wie der in Afghanistan oder der Tschetschenienkrieg“, warnte der 61-Jährige und erläutert dann Regeln für die Freiwilligen: kein Desertieren, kein Alkohol oder Drogen während der Kämpfe, kein Plündern und kein sexueller Missbrauch an der Zivilbevölkerung. Auch eine Kapitulation und sich in Gefangenschaft zu begeben sei nicht erlaubt, so Prigoschin.

Amnestie nach sechs Monaten Kampfeinsatz
Freiwillige müssten mindestens 22 Jahre, aber höchstens 50 Jahre alt sein. Jüngere Männer müssten eine Bestätigung von Angehörigen bringen, die besagt, dass diese nicht gegen einen Kampfeinsatz seien. Gute physische Verfassung sei Voraussetzung, so Prigoschin weiter. Nach sechs Monaten, gebe es - unabhängig von der verbleibenden Strafdauer - eine Amnestie, verspricht der 61-Jährige den Häftlingen.

„Niemand geht wieder hinter Gitter. Wenn Sie sechs Monate (in der russischen Armee, Anm.) dienen, sind Sie frei. Wenn Sie in der Ukraine ankommen und entscheiden, dass es nichts für Sie ist, exekutieren wir Sie“, so das „Angebot“ Prigoschins, der auch als „Putins Koch“ bekannt ist, an die Männer in dem Gefangenenlager.

Häftlinge bereits seit 1. Juni im Einsatz
Und Prigoschin erzählte, dass bereits Häftlinge auf russischer Seite im Einsatz seien. „Die ersten Gefangenen, die mit mir gekämpft haben, waren am 1. Juni beim Sturm des Wärmekraftwerks Wuhlehirsk dabei. 40 Leute aus St. Petersburg, Schwerverbrecher, rückfällig“, sagte er.

„Dieser ,Dirty Dozen‘-Ansatz zur Rekrutierung von Soldaten ist ein Vorbote für weitere Misserfolge auf dem Schlachtfeld“, schreibt der pensionierte US-Generalleutnant Mark Hertling, der von 2007 bis 2009 Kommandeur der 28.000 Mann starken Taskforce im Nordirak war, auf Twitter (siehe unten).

Prigoschin kennt die russischen Gefängnisse aus eigener Erfahrung von innen: In den 1980er-Jahren saß er selbst Strafen wegen Raubüberfalls, Betrugs und Prostitution von Minderjährigen ab. Später gründete er eine Catering-Firma, die auch den Kreml und die russische Armee beliefert, daher auch sein Spitzname „Putins Koch“.

Jewgeni Prigoschin (rechts), der Mann hinter der Gruppe Wagner, führte ein Luxusrestaurant, das Kremlchef Putin gern besuchte. (Bild: APA/AFP/Sputnik/Alexey Druzhinin)
Jewgeni Prigoschin (rechts), der Mann hinter der Gruppe Wagner, führte ein Luxusrestaurant, das Kremlchef Putin gern besuchte.

Söldnertruppe gilt als Putins Schattenarmee
Die berüchtigte Söldnertruppe Wagner, angeblich ein privates Sicherheits- und Militärunternehmen, gilt als Wladimir Putins Schattenarmee: Sie ist berüchtigt für ihr brutales Vorgehen und operiert auch in der Ukraine. Videoaufnahmen aus Syrien und abgehörte Funksprüche in der Ukraine beweisen, dass die Gruppe Wagner bei ihren Einsätzen mehrfach Kriegsverbrechen begangen hat.

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