Hohe Kosten, wenig Einkommen: Das war schon bisher nichts Neues in Tirol. Nun kommt die ausufernde Inflation hinzu. Wie sehen in diesem Zusammenhang die Lösungen der Politik aus? Die „Tiroler Krone“ hat im Vorfeld der Landtagswahl bei den Spitzenkandidaten nachgefragt.
Das Tiroler Meinungsforschungsinstitut IMAD hat für die „Krone“ die größten Sorgen der Tiroler abgefragt. 66 Prozent fanden das Thema Teuerung sehr wichtig - das Sorgenkind Nummer Eins. Der Politikforscher Christian Traweger merkte an: „Die Themen Teuerung und Inflation spielen vor allem für Personen über 60 Jahre eine große Rolle bei ihrer Wahlentscheidung.“
Höchste Teuerungsrate seit dem Februar 1975
Die Tiroler trifft die Teuerung besonders hart, sind im Bundesländervergleich die Mieten doch sehr hoch bei gleichzeitig niedrigen Einkommen. Im Juli 2022 stieg die Inflationsrate auf unglaubliche 9,3 Prozent, damit wurde die höchste Teuerungsrate seit Februar 1975 gemessen, wie die Statistik Austria bekannt gibt. Demnach sind die stärksten Treiber die Treibstoffpreise. Und vor allem der wöchentliche Einkauf lässt die Teuerung spüren, hier muss man tief in die Tasche greifen.
„Der Preisanstieg des Miniwarenkorbs, in dem Nahrungsmittel, Dienstleistungen und Treibstoff enthalten sind, war im Juli mit plus 19,1 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Inflation“, sagt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Das Ergebnis: Einrichtungen wie etwa die Schuldnerberatung oder Sozialmärkte haben regeren Zulauf.
Viele, vor allem ältere Menschen, kommen auch, um sich einmal zu erkundigen.
Michaela Landauer vom Sozialmarkt in Innsbruck
„Schon jetzt spürbar mehr Menschen im Sozialmarkt“
Michaela Landauer vom Sozialmarkt in Innsbruck sagt auf Nachfrage der „Krone“: „Man merkt, dass immer mehr Menschen den Sozialmarkt brauchen. Es kommen spürbar mehr Leute. Viele, vor allem ältere Menschen, kommen auch, um sich einmal zu erkundigen: Wie funktioniert das? Damit sie dann für den Fall der Fälle wissen, wohin sie sich wenden können. Diese Menschen sind sich unsicher, wie es weiter geht.“
Die „Tiroler Krone“ hat die Spitzenkandidaten der Parteien gefragt, wie sie den Tirolern konkret helfen wollen. Die Lösungsvorschläge der Landespolitiker fallen recht unterschiedlich aus.
Anton Mattle (ÖVP): „Europäische Linie“
Langfristig wirken vor allem regionale Lieferketten und die Energieautonomie. Kurzfristig brauchen wir inflationsdämpfende Maßnahmen, Solidarität und eine gemeinsame europäische Linie. Zum Beispiel ein gemeinsamer europäischer Gaseinkauf, denn der Gaspreis treibt den Strompreis nach oben, dadurch steigen Kosten in der Industrie, im Gewerbe und bei Dienstleistern. Und das wird an die Endkunden weitergegeben. Konkret muss man mit zielgerichteten Maßnahmen helfen.
Georg Dornauer (SPÖ): „Preisdeckel“
Kurzfristig müssen wir durch die Einführung von Preisdeckeln beim Wohnen, beim Tanken und auch beim Heizen eine sofortige Entlastung umsetzen, um dadurch zu verhindern, dass hart arbeitende Menschen in die Armut abrutschen. Mittelfristig müssen wir unsere regionalen Wirtschaftskreise stärken. Das reduziert den Verkehr und macht unsere Versorgung - insbesondere im Lebensmittelbereich - sicher und weniger abhängig von den internationalen Entwicklungen.
Gebi Mair (Grüne): „Umstieg auf Erneuerbare“
Günstigere Öffis, Klimabonus aufs Konto, Energiekostenzuschuss, Schulstarthilfen, Lehrlingsbeihilfen erhöhen, Subventionen des Landes für Vereine verbessern. Wir wollen, dass die Tigas den Umstieg in erneuerbare Energieträger bezahlt, die Tiwag muss die Preise stabil halten und Stadtwerke unterstützen, damit der Strompreis dort auch nicht steigt. Raus aus Öl und Gas, von der öffentlichen Hand finanziert. Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern ist die Ursache für die Teuerung.
Markus Abwerzger (FPÖ): „Maut gutschreiben“
Den Pkw-Pendlerinnen und Pendlern mit Hauptwohnsitz in Tirol muss die Jahresmaut des Jahres 2022 für das Jahr 2023 gutgeschrieben werden. Weiters braucht es beim VVT die Herabsetzung der bestehenden Öffi-Tarifpreise auf die Hälfte und es muss in den kommenden zwei Jahren garantiert sein, dass Mindestsicherungs- und Notstandshilfebezieher sowie Personen, die unterhalb des Existenzminimums leben müssen, kostenlos das Tiroler Öffi-Netz benützen dürfen.
Dominik Oberhofer (Neos): „Abgaben zu hoch“
Ein erster Schritt wäre ein Teuerungsausgleich mit direkter Auszahlung an Mindestsicherungsbezieher. Sowohl Bundes- als auch Landesregierung müssen aber auch ausgabenseitig ansetzen. Was die Landesregierung kann, ist Heizkostenzuschüsse erhöhen und gezielt an jene ausbezahlen, die sie brauchen. Außerdem sind die Kommunalabgaben wie Müll und dergleichen in Tirol viel zu hoch. Für die Unternehmer muss in Tirol die Tourismusabgabe abgeschafft werden.
Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz): „Kostenlose Öffis!“
Mietzinsbeihilfe, Heizkostenzuschuss und andere Sozialleistungen müssen an die Teuerung angepasst werden und auch der Bezieherkreis muss ausgeweitet werden. Ich sorge mich vor allem um den Mittelstand. Auch die Tiroler brauchen eine kostenlose, persönliche Budgetberatung und eine kostenlose Energieberatung. Zudem muss der Sozialtarif auf Strom und Gas endlich umgesetzt werden. Wir stehen auch für die kostenlose Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel.
Elfriede Hörtnagl-Zofall (MFG): „Preiskommission“
Sofortige Einberufung einer Preiskommission zur Preisregulierung in den Bereichen der Grundbedürfnisse wie Treibstoff, Heizung, Lebensmittel. Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Artikel des täglichen Bedarfs. Senkung der Umsatzsteuer. Aussetzen/Senken der Mineralölsteuer. Bei den anstehenden Verhandlungen zur Pensionsanpassung Vorsehen einer Kaufkraftsicherung durch entsprechende Erhöhungen sowie Steuerfreiheit für alle Einkommen und Pensionen bis 2000 Euro.
Pia Tomedi (KPÖ): Energie-Grundsicherung
Wir brauchen eine Energiegrundsicherung, sodass ein Grundbedarf an Energie für alle Menschen sichergestellt ist. Wir benötigen auch einen Mietendeckel sowie Preisregulierungen bei Grundnahrungsmitteln. Wir machen keine leeren Wahlversprechen, aber wir wollen den Tirolerinnen und Tirolern mit unseren Sprechstunden helfen. Wer Probleme hat, die Miete zu bezahlen, oder sich nicht mehr aussieht mit den hohen Rechnungen, kann sich einfach jederzeit bei uns melden.
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