7 Kilometer lang!

Livebild zeigt irres Ausmaß der Queen-Schlange

Royals
15.09.2022 14:42

Wer sich ein letztes Mal von Queen Elizabeth verabschieden möchte, der braucht vor allem eines: viel Geduld. Die Warteschlange vor der Westminster Hall in London, in der der Sarg seit Mittwoch aufgebahrt wird, wächst von Stunde zu Stunde an. Das zeigt auch eine Live-Ansicht von Google Maps, die das Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport auf YouTube veröffentlicht hat. Allein am Donnerstagnachmittag standen die Briten rund sieben Kilometer an!

Tausende Menschen standen und stehen weiterhin in der Schlange, um einen letzten Blick auf den Sarg von Queen Elizabeth werfen zu können. Eine Live-Ansicht verdeutlicht das Ausmaß der Warteschlange: Sie reichte von der Tower Bridge entlang des Südufers der Themse bis zum Stadtteil Lambeth und über die gleichnamige Brücke bis ins Parlament.

Rund sieben Kilometer war sie am Donnerstagnachmittag bereits lang - und schien noch immer länger zu werden.

Sarg der Queen von Soldaten bewacht
In den kommenden Tagen haben die Menschen noch Zeit, am Sarg von Königin Elizabeth II. persönlich Abschied zu nehmen, wie es in der Nacht auf Donnerstag schon Tausende getan haben. Der Sitz des britischen Parlaments ist 23 Stunden täglich geöffnet, damit Besucher am Sarg vorbeidefilieren können.

Warteschlange vor dem Sarg der Queen, der noch bis zum frühen Montagmorgen für die Öffentlichkeit zugänglich ist (Bild: APA/Photo by Yui Mok/AFP)
Warteschlange vor dem Sarg der Queen, der noch bis zum frühen Montagmorgen für die Öffentlichkeit zugänglich ist
Wachen rund um den Sarg von Queen Elizabeth II. in der Westminster Hall (Bild: APA/AFP/POOL/Ben Stansall)
Wachen rund um den Sarg von Queen Elizabeth II. in der Westminster Hall

Der Sarg der Queen ist dort auf einem mit purpurnen Stoff umhüllten Gerüst aufgebahrt, das auf einem mehrstufigen roten Podest steht. Über dem Sarg liegt die royale Standarte. Darauf ist neben einem Blumenkranz auch die Krone platziert. Der Sarg wird von zehn Soldaten in historisch anmutenden Uniformen bewacht, die dort jeweils 20 Minuten regungslos verharren, bevor sie abgelöst werden. Jede Schicht dauert sechs Stunden.

In der ehrwürdigen Westminster Hall ist die Stimmung gedämpft. Dort strömen die Menschen in zwei Kolonnen zügig in die Halle, jeweils rechts und links am Sarg vorbei. Niemand spricht. Viele verbeugen sich kurz oder halten inne, wenn sie auf der Höhe des auf einem Podest aufgebahrten Sargs der Königin ankommen. Etliche Menschen haben feuchte Augen, manche wischen sich die Tränen aus dem Gesicht, vereinzelt ist Schluchzen zu hören.

„Emotionales Erlebnis“
„Das war ein emotionales Erlebnis. Ich habe mit den Tränen gekämpft, als ich mich dem Sarg näherte, und es gelang mir, ihr meinen Respekt zu zollen“, so die 45-jährige Vanessa zum britischen „Guardian“. „Ich wollte etwas tun, also sprach ich Gebete für die Königin, dankte ihr für ihren großartigen Dienst und wünschte ihr Frieden und Ruhe. Ich komme aus London, also hatte ich das Gefühl, die Menge anzuführen, da ich die Erste in der Warteschlange war. Es ist ein einzigartiger und historischer Moment und ich wollte ihr meinen Respekt erweisen, also hat es sich gelohnt, zu warten.“

(Bild: Ruptly.TV (Screenshot))
(Bild: Ruptly.TV (Screenshot))
(Bild: kameraOne (Screenshot))

Auch die 65-jährige Anne Daley aus Cardiff verriet, dass es eine „unglaublich erschütternde Erfahrung“ für sie gewesen sei, am Sarg der Queen vorbeischreiten zu dürfen: „Es herrschte eine totale Stille, man wollte ,Ave Maria‘ singen, es war diese Art von Atmosphäre. Es waren nur Sekunden, aber das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.“

Zwei Millionen Menschen erwartet
Einige Schätzungen gehen von bis zu zwei Millionen Menschen aus, die der Queen ihren Respekt erweisen wollen. Angesichts der langen Wartezeit stehen Hunderte Helfer, Polizisten und Sanitäter bereit. Colleen Connors hat keine Sekunde gezögert, ihre siebenjährige Tochter Lily und sich selbst um den Nachtschlaf zu bringen. „Das hier ist Geschichte und ein einmaliger Moment, also ziehen wir es durch“, erzählt sie am Donnerstag in den frühen Morgenstunden am Ufer der Themse. Die gut gelaunte Londonerin zieht auf einem kleinen roten Gefährt nicht nur die kleine Lily, sondern auch deren Hausaufgaben, weiche Jacken, Spiele und Proviant hinter sich her. Zweieinhalb Stunden stehen Mutter und Tochter schon an, einige weitere dürften folgen. Falls die Zeit reicht, soll Lily trotz des historischen Moments später noch in die Schule gehen. „Ich denke, das ist die längste Schlange, in der ich jemals stand“, meint Connors.

In einem sind sich alle, die man fragt, einig: Für niemand anderen als „Her Majesty“ würden sie die Strapazen der Schlange wohl auf sich nehmen. „Normalerweise begebe ich mich nicht in Schlangen. Oder Menschenmengen. Nur in diese“, sagt Nathalie Elliott, die mit einer Freundin aus Lincolnshire angereist ist. Haben es die beiden übernächtigten Frauen in der Schlange ganz nach vorne geschafft, bleiben ihnen nur wenige Sekunden vor dem Sarg der Queen.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Der Sarg der Queen ist bis Montag, 7.30 Uhr (MESZ), in Westminster Hall aufgebahrt. Dann wird der Leichnam der Queen zur Westminster Abbey überführt, wo um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) die Trauerfeier abgehalten wird. Danach findet das Staatsbegräbnis statt, zu dem etwa 2000 Gäste erwartet werden - unter ihnen Hunderte Staats- und Regierungschefs, Angehörige von Königshäusern und andere Würdenträger aus aller Welt. Auch zahlreiche Mitglieder der Königsfamilie sowie die amtierende britische Premierministerin Liz Truss und mehrere ihrer Amtsvorgänger werden erwartet.

Schon im Vorfeld wurde auf die strengen Vorschriften für den Besuch beim Sarg der Queen hingewiesen. „Bitte beachten Sie, dass die Warteschlange voraussichtlich sehr lang sein wird. Sie werden viele Stunden stehen müssen, möglicherweise sogar die ganze Nacht, und kaum die Möglichkeit haben, sich zu setzen, da die Schlange sich ständig bewegen wird“, hieß es in den am Montag veröffentlichten Leitlinien der Regierung. „Bitte bedenken Sie dies, bevor Sie sich zur Teilnahme entschließen oder Kinder mitbringen.“

Die Regierung riet den Menschen, sich warm und wetterfest anzuziehen und ausreichend Getränke und Essen mitzunehmen. Auch ein tragbarer Akku fürs Handy wird empfohlen. Zelten, Grillen und Feuermachen sind verboten. Wer auf die Toilette muss, bekommt ein Armbändchen und darf damit die Schlange kurz verlassen.

Vor der Westminster Hall müssen die Besucher einen „flughafenähnlichen Sicherheitskontrollpunkt“ passieren. Vor dem Betreten des Gebäudes gibt es wieder ein Armband, das nach dem Verlassen abgegeben werden muss. Es sind nur kleine Taschen erlaubt, größere müssen bei einer Gepäckaufbewahrung abgegeben werden - ohne Garantie, dass dort genügend Platz ist. Mitbringsel wie Blumen oder Teddybären sind nicht erlaubt. Handys müssen in der Tasche bleiben, Fotos oder gar Selfies sind nicht gestattet.

Mega-Sicherheitsoperation rund um Staatsbegräbnis
Außerdem ist vor dem Staatsbegräbnis für Queen Elizabeth in London eine der größten Sicherheitsoperationen in der Geschichte der Stadt im Gange. Der Geheimdienst sei zusammen mit der Polizei und Spezialkräften für Terror-Bekämpfung im Einsatz, um die Sicherheit der Bevölkerung und der Spitzenpolitiker aus aller Welt zu gewährleisten, die in den nächsten Tagen in der britischen Hauptstadt erwartet werden, berichtete die BBC am Donnerstag.

„In den Stunden und Tagen vor der Beerdigung am Montag werden sich der japanische Kaiser, Könige und Königinnen, der US-Präsident und Staatsoberhäupter aus aller Welt in London versammeln“, hieß es. Die Beerdigung werde von Hunderten Millionen Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt verfolgt, „ein verlockendes Ziel für internationale Terroristen“, so die BBC.

Tausende Sicherheitskräfte überwachten - auch mittels Videokameras - die Schlange von Trauernden, die vier Tage lang in der Westminster Hall Abschied vom dort aufgebahrten Sarg der Queen nehmen wollen. Bewaffnete Spezialkräfte seien auf Dächern positioniert. Zwar sei die Beerdigung am Montag mit der von Prinzessin Diana im Jahr 1997 vergleichbar - aber die enorme Zahl an Staatsoberhäuptern, die sich zur Trauerfeier angesagt haben, mache die Sicherheitsvorkehrungen extrem komplex.

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(Bild: kmm)



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