Die Käserei Gloggnitz (NÖ) hat am Freitag mehrere ihrer Produkte zurückgerufen - aufgrund einer Gesundheitsgefahr durch Listerien. Drei Todesfälle könnten damit im Zusammenhang stehen.
Konkret wurden von der Käserei Trinkjoghurt, Frischkäse und Kajmak zurückgerufen. Wie es seitens des Unternehmens am Freitag hieß, bestehe eine mögliche Gesundheitsgefahr - „wegen Kontamination mit Listeria monocytogenes“.
Identer Listerienstamm
Der Rückruf dürfte einen folgenschweren Hintergrund haben: Laut AGES gibt es den Verdacht eines bundesländerübergreifenden Krankheitsausbruchs mit möglicherweise drei Todesfällen im Zeitraum 2020 bis 2022. Das Gesundheitsministerium hatte die AGES mit der Abklärung beauftragt. Im Zuge der routinemäßig durchgeführten Clusteranalysen wurde festgestellt, dass acht seit 2020 aufgetretene Erkrankungen auf einen identen Listerienstamm (L. monocytogenes SgIVb/ST1/CT6568) zurückzuführen sind.
Listerien sind Bakterien und die Erreger der Listeriose, einer seltenen, hauptsächlich durch Lebensmittel übertragenen Erkrankung. Sie sind weit verbreitet, etwa in Abwässern, der Erde und auf Pflanzen. Tierische Lebensmittel wie Rohmilch und Rohmilchprodukte sowie rohes Fleisch, aber auch Fleisch- und Fischprodukte können diese enthalten. Aus pasteurisierter Milch hergestellte Produkte wie Schmier- oder Weichkäse können während der Herstellung kontaminiert werden.
Maßnahmen eingeleitet
Die bisherigen Erhebungen deuten auf den Betrieb in Niederösterreich hin. Die zuständige NÖ-Lebensmittelaufsicht hat sofort entsprechende Maßnahmen eingeleitet: Bereits ausgelieferte Produkte werden durch den Betrieb zurückgerufen, neu produzierte Produkte dürfen erst nach Vorliegen eines negativen Gutachtens auf Listerien und nach Freigabe durch die Lebensmittelaufsicht in Verkehr gebracht werden.
Alle Krankheits- und Todesfälle in Wien
Vom Unternehmen hieß es am Freitagnachmittag auf Anfrage, dass die Listerien in einem durch die Käserei belieferten Restaurant in Wien festgestellt worden seien. Eigene Proben seien bisher unauffällig gewesen. Laut AGES-Sprecher Werner Windhager seien alle Krankheits- und Todesfälle in Wien aufgetreten. Der lange Zeitraum der Untersuchung sei darauf zurückzuführen, dass sich die Quelle der Listerienerkrankung erst jetzt zurückverfolgen ließ.
Über weitere strafrechtliche Maßnahmen würde die Lebensmittelaufsicht entscheiden, vermutlich jene in Niederösterreich, da die Produkte von dort in den Verkehr gebracht wurden. Von dieser werde der Fall gegebenenfalls an die Strafrechtsbehörden übergeben. Die Niederösterreichische Lebensmittelaufsicht wollte am Freitag auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben und verwies auf die AGES.
Lebensmittelaufsicht in NÖ bezieht Stellung
Im Auftrag des Gesundheitsministeriums „wurden durch die Lebensmittelaufsicht Erhebungen im betroffenen Betrieb durchgeführt und neben einer umfangreichen Betriebsbesichtigung auch Proben entnommen“, teilte Christina Riedl, Leiterin der Abteilung Veterinärangelegenheiten und Lebensmittelkontrolle des Landes Niederösterreich mit.
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