Pommers Feierabend

Anton Mattle von der ÖVP isst ein Eis

Pommer am Abend
16.09.2022 15:26

Einen schönen Freitagabend.

Ich kenne den Tiroler ÖVP-Spitzenkandidaten Anton Mattle nicht persönlich, ich habe ihn nie zum Zwecke der gemeinsamen Nahrungsaufnahme getroffen, und so kann ich über seine Tischmanieren nichts sagen. Ich weiß nicht, ob er mit geschlossenem Mund isst, oder ob es sich im Wahlkampf auch lohnen würde, seine Kauwerkzeuge zu plakatieren, weil sie sowieso immer frei liegen. Ich weiß nicht, ob er schmatzt, auf dem Tisch lümmelt, ob er die Erdäpfel stampft oder schneidet, ob er Schluckgeräusche macht, die nur Fledermäuse hören können, oder ob sie irgendwo zwischen Holzfräsmaschine und Druckluftmeißel angesiedelt sind. Kaut er schon, wenn andere noch ihre Toasts aussprechen, kratzt er mit dem Besteck auf dem Porzellan, wickelt er die Pasta oder segmentiert er sie? Keine Ahnung, ich weiß es schlichtweg nicht. Allerdings habe ich Kenntnis darüber erlangt, dass er Eis wie jeder andere Mensch auch zu sich nimmt, wie Sie und ich, und das kam so…

Mattle, der Landeshauptmann werden will, hat bei der Elefantenrunde der „Tiroler Tageszeitung“ folgendermaßen begonnen: „Jetzt darf i Ihnen eine ganz kurze kleine Geschichte erzählen.“ Eine maßlose Untertreibung, denn wenn eine Erzählung von solcher Tragweite ist, dass sie die Wahl nachhaltig beeinflussen kann, dann ist es diese. Mattle weiter: „I war am Weg, und i bin dann gemeinsam mit einer Mitarbeiterin hingangen zu einer Eisgrott, hab ganz normal ein Eis gekauft und hab dieses Eis, so wie des jeder oder jede von Ihnen isst, auch gelöffelt. Da kommt eine Frau zu mir und sagt: San Sie der Mattle? Sag ich: Ja, i bin der Mattle. Dann hat die Dame gemeint: Des gfallt mir. Sie essen ein Eis wie ein Normaler. Und da hab i einfach gspürt, dass Menschen wieder Politik zum Greifen haben wollen.“

Hierzu einige Gedanken:

Es gibt eine Reihe von Persönlichkeiten, lebende, tote, schreckliche, großartige, da würde auch ich Augen machen, wenn ich ums Eck gehe und die Person lutscht vor meinen Augen an einem Speiseeis herum. Der Papst gehört dazu, der Präsident der Vereinigten Staaten, auch Kim Jong-un (die Figur legt nahe, dass bei ihm die Wahrscheinlichkeit für eine solche Begegnung am höchsten ist, wenn auch nicht in Wien), Mozart, Kafka, Charlie Sheen (Möglichkeit ist gegeben, ein Eis kommt dem Aggregatszustand von flüssiger Nahrung noch am nächsten). Bei Mattle hingegen ist es mir powidl, wie er Süßspeisen verzehrt, solange er vor Publikum jene Körperöffnung benutzt, die sich dafür bewährt hat.

Die wesentlichste Frage bleibt ungeklärt. Welche Sorte war es? Ist er der bodenständige Vanille-Schlecker? Der lebensfrohe Schokotyp? Oder kann er sich nicht entscheiden und will das Beste aus beiden Welten, also Stracciatella? Ist er der temperamentvolle Erdbeer-Mattle oder der Sauer-macht-lustig-Zitronen-Toni? Liebt er es karamell-abenteuerlich oder leckt er nur das Schräge, ist ihm am Ende keine Geschmacksrichtung zu verwegen? Prosciutto-Melone, Thunfisch, Beuschel, mag Mattle es skurril? Wir werden es wohl nie erfahren.

Beim Eisessen möchte ich von Fremden nicht angegriffen werden.

Und, nicht unwesentlich, wie zur Hölle soll man Eis denn sonst essen? Bekannt wäre mir noch die extraintestinale Verdauung außerhalb des Körpers, bei der ein Mitteldarmsaft mit sezernierten Enzymen auf die Nahrung erbrochen und anschließend mit den vorverdauten Nahrungsbestandteilen wieder aufgesaugt wird. Dass Mattle sein Eisgrotteis wie ein Seestern einnimmt, hätten wir früher erfahren. Oder sollen wir gar ergriffen sein, weil sich Lord Mattle nicht auf einem goldenen Thron von Kammerdienern füttern lässt?

Fazit: Ob Mattle von einem Speiseeis oder den Wählern kaltgestellt wird, erfahren wir am 25. September.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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