Die Gewerkschaft mobilisiert heute ihre Mitglieder und demonstriert in ganz Österreich gegen die Teuerung. In Linz geht‘s ab 14 Uhr beim Volksgarten los. Im Vorfeld sprach die „OÖ-Krone“ mit Metaller-Gewerkschafter Rainer Wimmer über seine Forderungen. Und auch darüber, warum der Chef-Verhandler die Arbeitgeber bei der am Montag startenden Herbstlohnrunde „tief in die Tasche greifen“ sehen will.
„OÖ-Krone“: Heute finden bundesweit Gewerkschafts-Demonstrationen statt – Motto: „Preise runter“. Wo müssen sie denn runter?
Rainer Wimmer: Ganz wichtig ist die Entkoppelung von Gas und Strom. Die Kilowattstunde nach dem höchsten Gaspreis zu berechnen, ist unanständig und abenteuerlich. Und dann gibt es Gewinner, die machen Profite. Dieses Geld gehört abgeschöpft und den Leuten wieder zurückgegeben. Zweiter Punkt: Lebensmittel. Die Preise sind hier um 20 Prozent gestiegen, das ist fatal für Menschen, die weniger verdienen.
Die Regierung hat laut Wifo schon gut 30 Milliarden Euro unter dem Titel der Teuerungsbekämpfung zugunsten der Privathaushalte beschlossen. Zu wenig?
Es sind ja nicht 30 Milliarden Euro geflossen, sondern angekündigt worden über Jahre. So lange die Produkte nicht billiger werden, hilft das nichts. Die Menschen werden von der Inflation an die Wand gedrückt. Die Maßnahmen, die jetzt langsam eintrudeln, sind nicht zielgerichtet. Und es sind Einmalzahlungen, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen Preisdeckeln einführen.
Die Demo kostet 730.000 Euro. Verleihen so hohe Kosten der Demo gegen Teuerung nicht eine schiefe Optik?
Das Demonstrationsrecht ist ganz wichtig. Proteste in neun Bundesländern sind nicht gratis, das ist klar. Bühnen, Logistik, etc. – das kostet etwas. Wenn wir pro Mitglied 65 Cent ausgeben, ist das gerechtfertigt, das verstehen die Mitglieder. Außerdem lassen wir uns eh nicht vorschreiben, ob wir auf die Straße gehen.
Wie stehen Sie zu den Russland-Sanktionen, die ja offensichtlich maßgeblich zur Teuerung beitragen?
Es gibt keine andere Möglichkeit, Putin in die Schranken zu weisen, als dass er auch wirtschaftliche Nachteile hat. Daher sind die Sanktionen gerechtfertigt.
Neben „Preise runter“ lautet ihre zweite Forderung vermutlich „Löhne rauf“. Was erwarten Sie sich als Chef-Verhandler für die Metaller von der am Montag startenden Herbstlohnrunde?
Eine g’mahde Wiesn ist es eh nie, aber diesmal wird es aufgrund der katastrophalen Inflationsrate besonders schwierig.
Rainer Wimmer zu den anstehenden Lohnverhandlungen
Wir werden schwere Verhandlungen erleben. Eine g’mahde Wiesn ist es eh nie, aber diesmal wird es aufgrund der katastrophalen Inflationsrate besonders schwierig. Die Arbeitgeber reden immer von der ungewissen Zukunft. Wir reden ausschließlich von den zwölf Monaten, die hinter uns liegen. In der Metallindustrie jagt ein Rekordergebnis das andere. 80 Prozent des Gesamtgewinns wurden in Form von Dividenden abgeschöpft. Die Menschen müssen mitgenommen werden, weil das sind die, die den Erfolg erst möglich gemacht haben. Wir werden da am Montag sehr selbstbewusst hineinmarschieren.
Arbeitgebervertreter Christian Knill sagt, die Arbeitgeber können die Inflation nicht alleine schultern.
Da hat er nicht Recht. Die Industrie kann die Kosten über weite Strecken weitergeben. Die kleinen Konsumenten bleiben auf der Inflation sitzen, die Unternehmen sind die wirtschaftlich Stärkeren. An jeder Ecke werden Fachkräfte gesucht. Da müssen sie diesmal wirklich einibeißen und tief in die Tasche greifen. Den Prozentsatz werden wir erst kurz vor der Verhandlung im Gremium festlegen.
Noch einmal ein Zitat von Knill: Er meint, dass ein zu hoher Abschluss den Industriestandort nachhaltig beschädigt. Gerade im Industriebundesland Oberösterreich kann das doch auch nicht im Interesse der Gewerkschaft sein.
Ich glaube nicht, was uns der Herr Knill da verklickern will. Von 2019 bis 2021 wurde in der Pandemie der Produktionswert um fünf Milliarden Euro erhöht. Die Lohnkosten sind gleich geblieben. Da wurde rationalisiert, wir können mit immer weniger Menschen immer mehr produzieren. Sie haben drei Jahreslohnrunden kompensiert.
In OÖ hat die SPÖ-Spitze abtreten müssen, nachdem sie ein Expertenpapier präsentiert hatte, das die mächtige Rolle der Gewerkschaft in der Partei hinterfragt. Wie lief das aus Ihrer Sicht ab?
Die Parteivorsitzende hatte angekündigt, sich mittelfristig zurückzuziehen. Das hat sie dann aus eigener Entscheidung schon früher gemacht. Was in diesem Expertenpapier stand, war nicht ganz gescheit. Aber da war der damalige Landesgeschäftsführer verantwortlich, der das nicht ganz verstanden hat – und der eh nicht mehr da ist.
Unter dem designierten Parteichef Michael Lindner stagnieren die SPÖ-Umfragewerte bei 18 Prozent. Was läuft falsch?
Der Kollege Lindner macht das sehr gut. Er ist erst so kurz im Amt, man muss ihm schon ein bisserl Zeit geben, um sich zu profilieren. Die Mitglieder den Vorsitzenden wählen zu lassen, ist gescheit. Basisdemokratie ist zwar risikoreich, du kannst auf die Nase fallen. Das wird er aber sicher nicht, sein Weg kommt sehr, sehr gut an.
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