13 Jahre lang

Olympia-Terrorist lebte wohl unbehelligt in Berlin

Ausland
17.09.2022 14:38

Einer der drei überlebenden Olympia-Attentäter von 1972 soll sich 13 Jahre lang unbehelligt in Berlin aufgehalten haben. Die Polizei in Bayern soll darüber informiert worden sein, allerdings war nicht geklärt, wie zuverlässig der damalige Informant war.

Das berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am heutigen Samstag. Der palästinensische Terrorist soll beinahe täglich zwischen dem West- und dem Ostteil Berlins gependelt sein. Darüber habe ein Mann des Bundeskriminalamts die Polizei in Bayern auch informiert. Allerdings sei seine Zuverlässigkeit nicht geklärt gewesen, heißt es im Aktenmaterial. Dieses lagert inzwischen im Münchner Staatsarchiv und ist bedingt zugänglich. Ob der Information jemals nachgegangen wurde, ist bis heute unklar.

„Es drängt sich die Frage auf, ob die Polizei überhaupt aktiv wurde oder von einer möglichen Festnahme absah, um keine Anschläge militanter Palästinenser in der Bundesrepublik zu riskieren“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ den Münchner Historiker Dominik Aufleger. Er soll Zugang zu dem Aktenmaterial gehabt haben. Die Theorie einzelner Hinterbliebener geht noch einen Schritt weiter: Laut ihnen soll die Entführung der Lufthansa-Maschine „Kiel“ nur vorgetäuscht worden sein.

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Es drängt sich die Frage auf, ob die Polizei überhaupt aktiv wurde oder von einer möglichen Festnahme absah, um keine Anschläge militanter Palästinenser in der Bundesrepublik zu riskieren.

Dominik Aufleger, Historiker

Medienberichte 1972 (Bild: epu / dpa / picturedesk.com)
Medienberichte 1972

Ging Regierung Deal ein?
Der Bericht nährt nun die Theorie, die vor allem israelische Hinterbliebene vorgebracht hatten: Die Bundesregierung soll demnach einen Deal mit den Palästinensern abgeschlossen haben, um weitere Anschläge in Deutschland zu verhindern. Im Gegenzug sollten die Attentäter freikommen. Ein Sprecher des bayrischen Innenministeriums sagte am Samstag, dass eine Historikerkommission dafür zuständig sei, die Akten aufzuarbeiten.

Am 5. September 1972 hatte ein palästinensisches Terrorkommando während der Olympischen Spiele in München die israelische Mannschaft überfallen. Dabei wurden elf Menschen als Geiseln genommen, die später bei Schießereien ums Leben kommen. Unter den Todesopfern waren auch ein Polizist und fünf der acht Terroristen. Drei der Attentäter überlebten und wurden inhaftiert, wenig später kamen sie jedoch mithilfe einer Flugzeugentführung wieder frei.

Jahrzehntelange Verhandlungen
Polizei und Behörden räumten schwere Fehler und Versäumnisse ein. Die Hinterbliebenen der israelischen Opfer einigten sich erst vor wenigen Tagen mit der deutschen Bundesregierung auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 28 Millionen Euro.

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