Der EU-Beschluss, Energie aus Biomasse massiv zu beschneiden, sorgt für Entrüstung. Denn die Atomkraft und Kohle gelten für Brüssel als ökologisch.
„Ohne Biomasse aus Holz werden wir unweigerlich in eine noch größere Abhängigkeit von Putins eiskalter Gasstrategie stürzen und die Energiewende nicht stemmen können“, wettert Niederösterreichs zuständiger Landesrat Stephan Pernkopf. In das Protestgeheul stimmt auch der türkise EU-Mandatar Alex Bernhuber ein: „Es ist völlig unverständlich, dem Atomstrom ein grünes Mascherl zu geben und Kohlekraftwerke zu aktivieren, die Nutzung der grünen Forstreserven aber einzuschränken.“
Biomasse ist in Österreich die grüne Nummer eins
Freilich mahnen Experten, die Kirche im Dorf zu lassen und den Beschluss differenzierter zu sehen: Denn Waldbiomasse soll laut erzieltem Kompromiss sehr wohl weiter als erneuerbare Energiequelle gelten, allerdings soll die Festmetermenge gedeckelt werden – und die Förderung massiv eingeschränkt. Genau hier liegt die Krux. Denn 40 Prozent der Raumwärme in Österreich stammen aus krisenfester Biomasse, die fast zur Gänze auf klimafreundlich kurzen Transportwegen zu den einzelnen Werken gebracht wird und Zehntausende Green Jobs sichert.
Der „grüne Schatz der Wälder“ macht bei uns 56 Prozent der erneuerbaren Energie aus, ist die nachhaltigste Ressource Nummer eins und trägt wesentlich dazu bei, dass Österreich seine verpflichtenden Klimaschutzziele erreichen kann.
Wer Biomasse abdreht, dreht Atomstrom auf. Nur durch Holznutzung haben wir in der Gaskrise genug Energiereserven.
Bauernbund-Chef Georg Strasser
„Wir brauchen in der Krise grüne Energie“
Erfolg des Bauernbundes: Dessen Abgeordnete im EU-Parlament konnten durchsetzen, dass die Waldbiomasse auf dem durchschnittlichen Niveau des Zeitraums von 2017 bis 2022 auch künftig als erneuerbar anrechenbar sein wird. Dennoch ist diese von Brüssel nicht durchdachte Deckelung für Felix Montecuccoli, den Präsidenten der „Land & Forstbetriebe Österreichs“, unverständlich: „Wir brauchen gerade jetzt in der Krise grüne Energie.“
Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl - aber Biomasse wird von der EU beschränkt werden. Das passt nicht zusammen.
Agrarminister Norbert Totschnig
Im heimischen Forst wächst übrigens jährlich mehr Holz, als genutzt wird - pro Sekunde so viel, wie für den Bau eines Einfamilienhauses benötigt wird.
... der erneuerbaren Energie in Europa fließen aus dem Wald. Bei uns wird momentan viel Käferschadholz verarbeitet.
Dennoch hat Brüssel gute Gründe für den Biomasse-Bann: Die Plünderung der weltweiten Wälder soll zumindest eingebremst werden. NÖ-Bauernbundchef Paul Nemecek wirft ein, dass Österreichs kleinstrukturierte Forstwirtschaft nicht mit anderen Ländern vergleichbar sei.
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