Brauereien und anderen Getränkeherstellern fehlt zunehmend ein wichtiger Stoff: Kohlensäure. Derzeit sind nur 30 bis 40 Prozent der üblichen CO2-Liefermengen verfügbar. Einige Betriebe fahren die Produktion bereits zurück oder müssen diese sogar erheblich einschränken.
Äußerst besorgniserregend nennt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, die Entwicklung - und das ausgerechnet während des größten Volksfests der Welt, des Münchner Oktoberfests.
Immer mehr Unternehmen der Getränkewirtschaft, die auf Kohlensäure angewiesen seien, müssten ihre Produktion erheblich einschränken. „Für viele betroffene Betriebe hat das dramatische Auswirkungen“, warnt er.
Nicht zuletzt die Mineralwasserhersteller haben ernsthafte Probleme. „An einzelnen Stellen wurde die Produktion schon zurückgefahren“, sagt der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, Tobias Bielenstein. Viele Hersteller bekommen zurzeit weniger CO2, als sie bestellt haben. Das liegt an der Düngemittelbranche.
„So eine Situation haben wir noch nie gehabt“
„Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren“, sagt Bielenstein. „Ein Nebenprodukt der Herstellung ist CO2.“ Der Zusammenhang ist also: weniger Düngemittel gleich weniger Kohlendioxid gleich weniger Kohlensäure: „So eine Situation haben wir noch nie gehabt.“
Kohlensäure wird in der Ernährungsindustrie für Produktions- und Verpackungsprozesse dringend gebraucht. Sie ist auch in der Gastronomie nötig, um Bier und andere Getränke beim Zapfen aus den Fässern zu drücken. Brauereien brauchen sie vor allem, um Tanks, Flaschen und Fässer „vorzuspannen“, damit das Bier beim Füllen nicht mit Luft in Kontakt kommt und beim Abfüllen nicht schäumt. Dass viele Hersteller zurzeit weniger CO2 bekommen, als sie bestellt haben, liegt an der Düngemittelbranche. Gaspreise sind extrem gestiegen, Hersteller von Düngemitteln haben energieintensive Produktion zurückgefahren.
„Planen ist derzeit unmöglich“
Der Geschäftsführer der Augsburger Brauerei Riegele, Sebastian Priller, sagt, die Situation habe sich seit Beginn des Sommers deutlich verschärft. „Wir gehen auch davon aus, dass es eher schlechter als besser wird.“ So lange die Energiekosten hoch blieben oder noch steigen sollten, werde es zu einer weiteren Verknappung kommen. „Und wenn die Brauereien keine Kohlensäure mehr haben, kann nicht produziert werden.“ Planen sei derzeit unmöglich.
Der Kohlensäuremangel trifft nicht alle gleich: Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe mit Biermarken wie Jever, Clausthaler oder Schöfferhofer sieht noch keine Probleme: „Da wir vornehmlich Gärungskohlensäure aus unserer eigenen Produktion in unseren Brauereien einsetzen, sehen wir kurzfristig kein Ausfallpotenzial.“
Die Bundesregierung müsse aber dringend Maßnahmen ergreifen, um eine bevorzugte Belieferung der kritischen Infrastruktur der Ernährungsindustrie mit bezahlbarem Kohlendioxid sicherzustellen.
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