Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) fordert eine Gesetzesänderung bei Missbrauch: Verurteilte sollen nicht mehr in der Kinderbetreuung arbeiten dürfen. Grüne und Kinderrechtsvertreter verweisen auf bereits bestehende Konzepte und auch auf die Bedeutung von Prävention.
Kaum ein Thema geht so nahe wie Kindesmissbrauch. Es eint alle Parteien. Dennoch gibt es Differenzen. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm: „Wir brauchen ein generelles Berufs- und Tätigkeitsverbot. Menschen, die sich einmal an Kindern und Jugendlichen vergangen haben, haben in der Jugendarbeit nichts verloren.“ Bisher jedoch gilt dies nur, wenn die Straffälligkeit während der Jugendarbeit stattfand. Nicht davor.
Plakolm nimmt Justizministerin Alma Zadic (Grüne) in die Pflicht, die einen weitgefassteren Zugang hat. Prävention zähle neben Verboten auch dazu. Damit es gar nicht zum Äußersten komme. Plakolm indes sagt: „Wir brauchen ein Gesetz, das verhindert, dass sich Kinderschänder überhaupt in Jugendlagern rumtreiben.“ Es gibt Zahlen. 2021 gab es 1298 Verurteilungen wegen sexuell strafbaren Handlungen an Minderjährigen oder Beeinträchtigten. Keine Tätigkeitsverbote. 2020 waren es 1091 (keine Angaben zu Verboten). 2019 waren es 997 Fälle bei 2 Verboten. Viele potenzielle Kinderschänder sind demnach unterwegs.
Grüner Konter: „Es gibt bereits Konzepte“
Plakolm fordert Gesetzesänderung, lässt aber auch gerade auch ein Musterkonzept erstellen, das dann alle Vereine nutzen können „und fördern zusätzlich vereinseigene Kinderschutzkonzepte.“ Die Staatssekretärin ist gegen ein verpflichtendes eigenes Kinderschutzkonzept für jeden einzelnen Verein - wie es die Grünen wollen - „wir halten das für überbordende Bürokratie.“ Daher auch das zu entwickelnde Musterkonzept.
„Konzepte gibt es schon“, sagt hingegen Elisabeth Schaffelhofer-Garcia vom Netzwerk „Kinderrechte Österreich.“ Auch sie ist dafür, dass einschlägig Vorbestrafte nicht mehr mit Kindern arbeiten dürften. „Aber das erfasst nicht die Ersttäter und ändert nichts an der Problematik.“ Man müsse Konzepte implementieren - auf was müssen Eltern und Kinder achten. Barbara Neßler, Jugendsprecherin der Grünen, sagt: „Ich verstehe nicht, weshalb sich die ÖVP gegen ein Bundeskinderschutzgesetz wehrt. Es darf hier keine Scheinlösungen geben. Die gehen auf Kosten der Sicherheit unserer Kinder.“
Auf der Suche nach gemeinsamer Lösung
Auch Neßler sagt, es gebe bereits Musterkonzepte, die bereits angewandt werden. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia nennt als Beispiele „Jungschar und Kinderfreunde.“ Sie meint: Alle haben das gleiche Ziel. Die Jugendstaatssekretärin und die Justizministerin sollten auch einen gemeinsamen Zugang finden. Zu wichtig ist das Thema. Übrigens. Am heutigen 20. September ist Weltkindertag. Zeit für mehr als nur einen Kalendereintrag.
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