Proteste im Iran
UNO nach Tod von Mahsa Amini „beunruhigt“
Nach dem Tod einer jungen Frau im Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei haben sich die Vereinten Nationen „beunruhigt“ geäußert. Die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada Al-Nashif, habe ihre „Beunruhigung über den Tod von Mahsa Amini in Haft“ sowie über die „gewaltsame Reaktion der Sicherheitskräfte gegen darauf folgende Demonstrationen“ zum Ausdruck gebracht, teilte ihr Büro am Dienstag in Genf mit.
Al-Nashif forderte eine „rasche, unabhängige und effiziente Untersuchung“ des Todes der 22-Jährigen sowie „der Folter- und Misshandlungsvorwürfe“ gegen die Polizei. Der Tod Aminis, die laut UNO von der Sittenpolizei bei der „Anwendung strenger Regeln zum Tragen des Kopftuchs“ festgenommen worden war, hat im Iran eine Welle der Empörung und Proteste ausgelöst.
Mehrere Proteste gegen die Polizei
Am Montag gingen iranischen Nachrichtenagenturen zufolge erneut zahlreiche Menschen in der Hauptstadt Teheran und in der zweitgrößten Stadt Mashhad auf die Straße. Auch in den Provinzen Kermanschah, Gilan, Rasawi-Chorasan und Jasd fanden demnach Demonstrationen statt.
Die stellvertretende UN-Menschenrechtskommissarin Al-Nashif forderte eine Untersuchung des „tragischen Todes“ durch eine „unabhängige Stelle“. Diese müsse insbesondere sicherstellen, dass die Familie der Verstorbenen „Gerechtigkeit und Wahrheit“ erfahre. Die iranischen Gesetze zum Tragen eines Kopftuchs in der Öffentlichkeit, deren Missachtung mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden kann, seien weiterhin besorgniserregend, erklärte Al-Nashif.
Frauen nahmen ihre Kopftücher ab
Bei Protesten in Teheran infolge des ungeklärten Todes von Mahsa Amini ging die Polizei am Montag der Agentur Fars zufolge mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vor. „Hunderte Menschen“ hätten Parolen gegen die Behörden gerufen, einige Frauen hätten dabei ihr Kopftuch abgenommen.
Eine Sprecherin der stellvertretenden UN-Menschenrechtskommissarin Al-Nashif sprach von Informationen, wonach „zwei bis fünf“ Menschen bei den Demonstrationen getötet worden seien. Die Polizei habe dort „mit scharfer Munition geschossen“ und Tränengas eingesetzt.
Teilnehmer steckten Fahrzeuge in Brand
Der Gouverneur von Teheran, Mochsen Mansuri, warf den Organisatoren der dortigen Proteste im Onlinedienst Twitter vor, diese nur zur „Unruhestiftung“ organisiert zu haben. Unter anderem hätten die Teilnehmer iranische Flaggen angezündet und Fahrzeuge in Brand gesteckt, ergänzte der Gouverneur.
Mahsa Amini war am Dienstag vergangener Woche in Teheran von der Sittenpolizei wegen „des Tragens unangemessener Kleidung“ festgenommen worden und unter noch ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammengebrochen. Nach drei Tagen im Koma starb die 22-Jährige im Krankenhaus.
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