Ein früherer Sportlehrer einer Mittelschule in der Leopoldstadt dürfte Schüler jahrelang unentdeckt sexuell missbraucht haben und hortete kinderpornografisches Material auf seinem PC. Nachdem er aufgeflogen war, beging der Pädagoge im Jahr 2019 Suizid. Doch der erschütternde Fall ist noch lange nicht vollständig aufgearbeitet, wie ein Schreiben der Bildungsdirektion an Schüler, Ex-Schüler und Lehrpersonal zeigt.
Rund 1000 Familien einer Mittelschule in der Leopoldstadt bekommen dieser Tage unangenehme Post von der Bildungsdirektion. Der brisante Inhalt des Schreibens an sämtliche Eltern und Lehrer, deren Kinder zwischen 2004 und 2019 die betroffene Schule besuchten, geht unter die Haut: Gegen einen früheren Sportlehrer wurde wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ermittelt.
Jetzt wird immer klarer, dass Fälle auch am Schulstandort bzw. im Rahmen seiner Tätigkeit passierten. So fertigte er offenbar über Jahrzehnte kinderpornografisches Material von Schülern im Alter von elf bis 14 Jahre an. Der Brief beinhaltet ein psychologisches Hilfsangebot, ist zudem ein Aufruf, sich zu melden, wenn man selbst betroffen ist.
Lehrer beging vor Einvernahme Suizid
Zur Vorgeschichte: Der Lehrer beging 2019, nach einer anonymen Anzeige und darauffolgender Hausdurchsuchung, vor der Einvernahme Suizid. Das Strafverfahren wurde eingestellt, nicht aber die Aufarbeitung des schockierenden Falls, in dem es Dutzende Opfer gibt.
Wir wollen Schlüsse ziehen, wie solche Taten in Zukunft verhindert oder zumindest rascher unterbunden werden können.
Bildungsdirektor Heinrich Himmer
Kinderpornografisches Material am PC gehortet
2020 lieferte die Kinder- und Jugendstaatsanwaltschaft einen Bericht ab. Die zentrale Frage: Wie konnte ein Pädagoge über einen so langen Zeitraum Schüler in diesem Ausmaß unentdeckt sexuell missbrauchen und kinderpornografisches Material auf seinem PC horten? In Dienstrechtsverfahren wurde geprüft, ob Direktor und Schulaufsicht Dienstpflichten verletzten: „Uns geht es darum, Schlüsse zu ziehen, wie solche Taten in Zukunft verhindert oder zumindest rascher unterbunden werden können“, erklärt Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Bericht der Untersuchungskommission im November
Eine eigens eingerichtete Untersuchungskommission wird im November ihren Bericht vorlegen. Zudem müssen alle Schulen bis Dezember ein Präventionskonzept vorlegen.
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