Pommers Feierabend

Sparen: Was wir von der Politik lernen können

Pommer am Abend
20.09.2022 15:10

Einen schönen Dienstagabend.

Ich habe im Sommer das große Pech, dass ich Hitze verabscheue. Wenn andere Menschen es angenehm warm finden, möchte ich raus aus meiner Haut, ich möchte mich aus der Epidermis schälen wie aus einem Wintermantel und sie irgendwo zum Trocknen aufhängen. „Ich werde meine Werte nicht an der Garderobe des Bürgermeisters abgeben“, hat Neos-Chef Christoph Wiederkehr vor der Wahl über eine Koalition mit dem Wiener Stadtchef Michael Ludwig gesagt. Dessen Vorzimmer wäre ein schöner Ort zum Schwarte-Verstauen, wie ich finde, neben den aufgegebenen Neos-Werten hätte meine faule Haut angemessene Gesellschaft. Vielleicht werden die beiden sogar Freunde, wenn man lange miteinander abhängt, kann viel passieren. Die pinken Werte an Ludwigs Kleiderständer müssen ja mittlerweile recht einsam sein. Wie auch immer, jedenfalls macht mir die für Österreich typische Kälte dafür nichts aus. Wie auch? Wenn ich mich nicht irre, ist im vergangenen Winter in Wien einmal für fünf Minuten Schnee gefallen. Als ich ein Kind war, gab es noch weiße Weihnachten. Ich habe auf der Suche nach dem Christkind am Heiligen Abend aus dem Fenster auf eine Schneedecke geblickt, heutzutage könnte ich draußen in kurzen Hosen Dahlien gießen. Also alles ganz normal mit dem Klima.

Nun sollen wir mit einer Reihe sinnvoller und weniger sinnvoller Tipps zum Energiesparen bewegt werden. Wie 19 Grad zu Hause, was für die einen Sibirien ist und für mich Biosauna. Wir tauen Tiefkühltruhen auf und finden im Eisblock uralte Pizzen, noch mit Dodo belegt; zu Fossilien verknöcherte Forellen einer längst vergessenen Familienfeier; einige vielleicht sogar Familienmitglieder selbst; wir bügeln nicht mehr und sehen aus wie Shar-Peis; wir waschen die Wäsche mit zehn Grad und riechen auch so; wir sitzen im Dunkeln, was sich bei Langzeitbeziehungen immerhin positiv auf die Anziehungskraft auswirken kann; wir schalten den Geschirrspüler auf die niedrigste Stufe und freuen uns beim Ausräumen über den Gruß aus der Küche - dabei wäre alles viel einfacher, problemloser, wenn wir nur auf den Hausverstand hören würden.

Denn auf den beruft sich in Sachen Energiesparen der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer, der laut neuesten Umfragen mit seiner Partei auf seiner eigenen Mission 11 ist. In einem Interview hat er mir verraten: „Ich spare schon lange Energie ein, indem ich einfach aufpasse, was ich in meinem Haushalt tue. Zum Beispiel, wenn ich sehe, dass Licht in einem Zimmer brennt, obwohl ich nicht drinnen bin. Ich glaube, mit Hausverstand kann man auch vieles zum Energiesparen beitragen.“ Das ÖVP-Motto „Der Letzte dreht das Licht ab“ als praktischer Tipp für den Alltag. Ähnliche Empfehlungen aus dieser Kategorie: Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist die Badewanne voll genug. Wer sein letztes Hemd auf die Partei setzt, muss es nicht mehr bügeln. Eine Hand wäscht die andere geht auch mit kaltem Wasser. Wenn alle unter einer Decke stecken, ist es warm genug.

Aber Mahrer hat am Ende recht. Der Hausverstand würde uns viele Erleichterungen bringen. Leider hat er einige schon bei Corona zu oft im Stich gelassen.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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