„Dass Marko am Sonntag meinen Rekord von 104 Länderspielen überflügeln wird, erfüllt mich vor allem mit einem: Stolz! Stolz, sein Potenzial als U21-Teamchef im Gegensatz zu anderen früh erkannt zu haben. Stolz, dass er, obwohl er es sich nicht immer einfach machte, es geschafft hat, zum neuen Rekordspieler aufzusteigen“, posaunt Andreas Herzog. Hier lesen Sie seine „Krone“-Kolumne.
Es war mir auch ein großes Anliegen, meinem früheren Schützling persönlich zu dieser Bestmarke zu gratulieren. Gestern Abend bekam ich vom ÖFB die Möglichkeit, auf einen Sprung im Teamhotel vorbeizuschauen, traf dabei Marko an, wie ich ihn seit Jahren kenne: super sympathisch, redselig und immer mit einem Schmäh auf den Lippen. Ich wollte etwas von ihm wissen: Wenn Toni Polster dank meiner Vorlagen schon 44 Tore geschossen hat, wie viele er erzielt hätte: „Na sicher viel mehr“, mussten wir beide lachen.
Viele belächelten mich
Marko hatte mehr von der „I pfeif mi nix“-Mentalität, die mir vielleicht manchmal gefehlt hat. Ich habe ihn erstmals mit 17 Jahren bei Twente Enschede beobachtet, da hat er in der Champions-League-Qualifikation die Gegner schwindlig gespielt, standen die holländischen Fans ob seiner Dribblings vor Begeisterung kopf. An unser erstes Telefonat erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen: Nach einer Verletzungspause wollte ich ihn zu mir ins U21-Team holen. Für Marko, der zu jenem Zeitpunkt bereits einige Spiele fürs A-Team bestritten hatte, ein, sagen wir, schwieriger Gedanke.
„Hallo Andi, soll ich jetzt leicht in der U21 spielen?“, war seine erste Reaktion auf den Anruf von mir als Teamchef. Je länger, aber das Gespräch dauerte, desto mehr spürte ich bei Marko die Lust. Als er nach 20 Minuten unseres Gesprächs wissen wollte, wann wir spielen, war mir sofort klar: „Jetzt hob i di“. Beim folgenden 3:0 gegen Dänemark zauberte er dann nicht nur wegen seiner beiden Toren eine überragende Leistung aufs Feld - für mich war er damals einer der drei Besten seines Jahrgangs in Europa. Viele belächelten mich dafür, umso mehr freue ich mich, dass der Bursche seine herausragenden Fähigkeiten schon so oft gezeigt hat.
Auch mit 37 noch möglich
Ich traue Marko durchaus zu, dass er sich den Traum von der WM eines Tages noch erfüllen wird - dass es mit 37 möglich ist, wird Cristiano Ronaldo heuer mit Portugal zeigen. Eines steht fest: Sollte er es tatsächlich schaffen, toure ich im Mustang Cabrio quer durch Amerika, um dem Alten auf die Beine zu sehen. Und zu schauen, ob er es noch immer so drauf hat wie damals mit 17 in Enschede.
Andreas Herzog
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