Zwei Tage vor dem angeblichen Beginn des Scheinreferendums über den Anschluss an Russland gibt es im besetzten Cherson noch keine Anzeichen für die Vorbereitung. Ein Bewohner sagte, dass die Bevölkerung von niemandem informiert worden sei. Zwei Drittel der Menschen hätten die Stadt seit dem Krieg auch schon verlassen.
Die Bevölkerung sei von niemandem informiert worden, wo abgestimmt werden soll und welche Fragen gestellt würden, sagte der Mann am Mittwoch zur APA. „Nicht einmal im Ansatz kann von einer Willensäußerung die Rede sein.“ Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in einer am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehbotschaft seine Unterstützung für die Referenden in den teils bis großteils von Russland kontrollierten Regionen von Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja bekundet.
Angekündigt wurde zuvor eine Abstimmung über den Beitritt zu Russland zwischen Freitag, 23. September, und Dienstag, 27. September. Viele könnten ihre Stimme jedoch gar nicht abgeben, meinte der Bewohner, da zwei Drittel der Menschen die Stadt bereits verlassen hätten. Vor Kriegsbeginn hatte Cherson ungefähr 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Mann rechnet damit, dass die russischen Verantwortlichen erklären würden, dass etwa 80 Prozent für den Anschluss an Russland gestimmt hätten.
Mobilmachung als Hintergrund?
Ein möglicher Hintergrund könne die geplante Teilmobilmachung Russlands sein. „Es gibt hier junge Männer, die für den Kriegsdienst einberufen werden könnten.“ Zurzeit seien Verbände des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, der als Verbündeter Putins gilt, auffällig präsent. Diese Soldaten hätten eine sehr gute und moderne Ausrüstung, wobei klar sei, dass sie nicht für den Einsatz an der Front bestimmt seien.
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