Tagesmütter tragen eine enorme Verantwortung, verdienen aber nur 3,30 Euro brutto pro Stunde. Das führt zu Personalrückgang.
Tagesmütter sind eine wesentliche Stütze der Gesellschaft. Sie arbeiten das ganze Jahr - auch nachts, am Wochenende und in den Ferien - und gewährleisten somit eine kontinuierliche Kinderbetreuung.
Wichtige Dienstleistung
Vor allem berufstätige Eltern und Alleinerzieherinnen, die über kein familiäres Netzwerk verfügen, profitieren von dieser Dienstleistung enorm, insbesondere zu Randzeiten, wenn keine Beaufsichtigung in öffentlichen Betreuungseinrichtungen wie Krabbelstuben, Krippen, Kindergärten oder Horten möglich ist.
Tagesmütter versorgen im eigenen familiären Umfeld nämlich Kinder im Alter von null bis 14 Jahren. Sie bereiten deren Mahlzeiten zu und übernehmen ersatzweise auch alle anderen elterlichen Pflichten: vom Wickeln und Kuscheln, übers Vorlesen, Spielen und Lernen bis hin zum Ins-Bett-Bringen und Betreuen im Krankheitsfall.
Mehrere Anfragen
Beim „Verein Tagesmütter Burgenland“ gibt es jede Woche mehrere Anfragen, denn auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen werden hier in zunehmender Zahl betreut und hinsichtlich ihrer persönlichen Defizite individuell gefördert.
Derzeit arbeiten 15 Tagesmütter für die seit 1989 bestehende Non-Profit-Organisation - die meisten davon im Landessüden.
Tagesmutter bis zur Pension
Vor Corona waren es allerdings noch 30 bis 33 pro Jahr. Und viele waren bis zur Pensionierung als Tagesmütter tätig, weiß die promovierte Kulturanthropologin und akademische Supervisorin Brigitte Leimstättner aus Deutsch Kaltenbrunn aus jahrelanger Erfahrung.
„Die Ursachen für den drastischen Personalrückgang liegen auf der Hand: Zum einen ist der Job sehr fordernd und zeitintensiv, auch wenn eine Tagesmutter gleichzeitig nur maximal vier Kinder betreuen darf. Zum anderen ist er äußerst schlecht bezahlt.“
Laut Kollektivvertrag für private Kinderbetreuungseinrichtungen erhalten Tagesmütter und Tagesväter gerade einmal 3,30 Euro brutto pro Stunde! Die Bezahlung erfolgt dabei nach Kind und konsumierter Stundenanzahl.
Brigitte Leimstättner
Steigende Nachfrage
Eine sechswöchige Ausbildung und ein Praktikum im Ausmaß von 80 Stunden sind als Qualifikation dennoch Pflicht. Angesichts der steigenden Nachfrage täte das „Familienland Burgenland“, das den Verein subventioniert, gut daran, das Tagesmütter-Angebot auszuweiten und den Beruf monetär attraktiver zu gestalten.
Immerhin seien Tagesmütter „ein unverzichtbarer Pflock im Bildungs- und Sozialgefüge“, so Leimstättner: „Erstens sind Kinder unsere Zukunft und zweitens sorgen Tagesmütter dafür, dass Frauen nach dem Mutterschutz bzw. der Karenz rasch wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren können.
Tagesmütter essenziell
„Jetzt, wo alles teurer wird und der finanzielle Druck wächst, bleibt den meisten auch gar nichts anderes übrig. Tagesmütter sorgen als vertraute Bezugspersonen dafür, dass die Kinder trotzdem liebevoll betreut werden und starke und gesunde Bindungen eingehen können. Das ist essenziell, sonst sind die sozialen und entwicklungspsychologischen Auswirkungen auf die Kinder fatal.“
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