Die Gasspeicher in der EU sind derzeit zu 86 Prozent gefüllt. In Österreich seien es 75 Prozent, sagte der Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, Martin Selmayr. Er zeigte sich überzeugt davon, dass „wir, wenn wir solidarisch und sparsam sind, in diesem Winter nicht frieren müssen.“
Das sagte er am Donnerstag beim „Oesterreichs Energie Kongress 2022“ in Wien. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass an den nächsten und übernächsten Winter gedacht werden müsse. Wichtig sei es jedenfalls, sich über die Grenzen auszutauschen, wenn das Gas knapp werde. „Österreich ist ja das Paradebeispiel einer vernetzten Volkswirtschaft, wo im Westen und im Osten Österreich mit dem Rest Europas eng zusammenarbeitet. Ein nationaler Alleingang wäre sicher fatal.“
Ein nationaler Alleingang wäre sicher fatal.
Martin Selmayr, EU-Kommission
80 Prozent Gas aus Russland früher
Im europäischen Energiemix hat Erdgas laut Selmayr einen Anteil zwischen 25 und 30 Prozent. Vor Kriegsbeginn in der Ukraine seien etwa 40 bis 45 Prozent davon aus Russland gekommen. In Österreich beträgt der Gasanteil an den unterschiedlichen Energieformen etwas weniger als im europäischen Schnitt (22,7 Prozent). Das Land habe jedoch wesentlich mehr Erdgas aus Russland bezogen, vor Kriegsbeginn waren es noch 80 Prozent aus Russland.
Neun Jahre bis zu neuem Windkraftwerk
Heute importiere die EU nur mehr etwa ein Zehntel des benötigen Gases aus Russland, sagte Selmayr. Initiativen, welche die Gasnachfrage reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen sollen, würden wirken. Bezüglich erneuerbarer Energien sei es wiederum notwendig, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Ein Windkraftwerk zu errichten dauert derzeit mehr als neun Jahre, für ein Solarkraftwerk sind vier Jahre zu rechnen. „Wir schlagen vor, das auf sechs bis zwölf Monate zu reduzieren.“
„Extrem wichtig“ sei es zudem, Energie zu sparen. „Ich bin froh, dass die österreichische Regierung eine starke Kampagne macht.“ Wenn europaweit die Thermostate um ein Grad Celsisus heruntergedreht würden, könnten zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas eingespart werden. Das sei mehr als der jährliche Gasbedarf Österreichs.
Wir schlagen vor, die Genehmigungsverfahren bei erneuerbaren Energien zu verkürzen.
Martin Selmayr
Abschließend hielt Selmayr bezüglich der Preise noch fest: „Wir brauchen einen anderen Richtwert. Das wäre auch eine ziemlich schnelle und intelligente Maßnahme, die die Verwendung von Erdgas als Waffe durch Putin entschärfen würde.“ Bisher bestimmt das teuerste Kraftwerk den Preis, das derzeit vor allem die Kosten für Pipelinegas widerspiegelt.
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