Hybrides Arbeiten ist auch nur Arbeit. Doch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind sich längst nicht darüber einig, wie sie gestaltet werden sollte. Während Beschäftigte die Vorteile flexibler Arbeitsmodelle begrüßen, sehnen sich viele Führungskräfte nach dem Büroalltag der Vergangenheit, wie eine aktuelle Studie von Microsoft zeigt.
Für die aktuelle Ausgabe seines „Work Trend Index“ befragte der Konzern insgesamt 20.000 Führungskräfte und Mitarbeiter in elf Ländern. Zusätzlich analysierte Microsoft weltweit Billionen von anonymisierten Produktivitätssignalen aus Microsoft 365 und nutzte einer Mitteilung zufolge Erkenntnisse aus seinem Karrierenetzwerk LinkedIn, um Einblicke darüber zu gewinnen, wie Menschen zusammenarbeiten.
Die erste Erkenntnis: Beschäftigte arbeiten laut Microsoft mehr als je zuvor. Die Mehrheit der Mitarbeiter in Deutschland (86 Prozent) gab demnach an, dass sie bei der Arbeit produktiv sind. Das zeigten auch Auswertungen der Produktivitätssignale: Weltweit ist die Anzahl wöchentlicher Teams-Meetings pro Person seit Beginn der Pandemie durchschnittlich um 153 Prozent gestiegen. Auch die Zahl sich überschneidender Meetings pro Person habe sich im letzten Jahr fast verdoppelt (46 Prozent), so Microsoft.
Doch trotz dieser eindeutigen Zahlen gaben 79 Prozent der Führungskräfte in Deutschland an, dass es ihnen schwerfällt, in hybriden Arbeitsmodellen darauf zu vertrauen, dass ihre Mitarbeiter produktiv sind.
Produktivitätsparanoia
Dieses Paradoxon habe zu einer Produktivitätsparanoia geführt, so Microsoft: Führungskräfte befürchteten, dass Produktivitätseinbußen auf die mangelnde Effizienz der Beschäftigten im Homeoffice zurückzuführen seien. Dazu trage sicher bei, dass sie ihren Mitarbeitern nicht wie früher bei der Arbeit zusehen könnten, wenn sie den Flur entlanggehen oder am Konferenzraum vorbeikommen. Der Druck auf die Beschäftigten, sich beweisen zu müssen, nehme damit zu, ebenso ihre digitale Überforderung. So untergrabe dieser Produktivitätswahn hybride Arbeitsformen und mache sie wenig nachhaltig. 44 Prozent der befragten Beschäftigten in Deutschland gaben demnach an, dass sie sich bei der Arbeit ausgebrannt fühlen.
Gang zurück ins Büro fällt vielen schwer
Diskrepanzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt es der Studie nach auch in puncto Anwesenheitspflicht im Büro. Während es 78 Prozent der Entscheidungsträger in deutschen Unternehmen ein Anliegen ist, dass ihre Beschäftigten dorthin zurückkehren, sagen 72 Prozent der Arbeitnehmer, dass sie einen besseren Grund brauchen, um ins Büro zu gehen, als „nur“ die Erwartungen des Unternehmens zu erfüllen.
Ein starker Hebel, um Menschen wieder ins Büro zu locken, könnte laut Microsoft die Wiederherstellung der sozialen Bindungen sein. Eines der Hauptmotive für das Arbeiten vor Ort ist demnach Kontakt zu Kollegen. 72 Prozent der befragten Mitarbeiter in Deutschland gaben an, sie würden häufiger ins Büro gehen, wenn sie wüssten, dass ihre Arbeitskollegen dort sind. 84 Prozent würden sich durch die Aussicht auf ein geselliges Beisammensein mit Kollegen und 86 Prozent durch die Wiederaufnahme von Verbindungen zu ihren Teams motiviert fühlen.
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