Italien-Wahlkampf
Faschistengruß bringt Meloni in Bedrängnis
Wenige Tage vor dem mit Hochspannung erwarteten Urnengang in Italien macht ein Regionalpolitiker der postfaschistischen Fratelli d‘Italia (Brüder Italiens) Parteichefin Giorgia Meloni zu schaffen. Romano La Russa, Bruder des Spitzenpolitikers und Mitbegründers der Partei Fratelli d‘Italia, Ignazio La Russa, ist in einem Video zu sehen, wie er den faschistischen römischen Gruß zeigt.
Die Aufnahmen entstanden bei der Beerdigung seines Schwagers, eines bekannten Vertreters der italienischen Neofaschisten in Mailand. La Russa ließ sich offenbar von anderen Trauergästen dazu animieren, ebenfalls die dem Hitlergruß ähnelnde Geste zu vollführen. Das Video verbreitete sich schnell im Internet. La Russa erklärte, es sei kein faschistischer Gruß gewesen, sondern Teil eines üblichen militärisches Begräbnisrituals zu Ehren eines verstorbenen Kameraden.
Salvini sauer: „Hätte uns den Gruß ersparen können“
Die Mailänder Staatsanwaltschaft erklärte, sie habe noch keine Anklage erhoben, sondern prüfe den Vorfall. Lega-Vorsitzender Matteo Salvini meinte, Romano La Russa „hätte uns einen römischen Gruß ersparen können“. „Ich bin stinksauer und zwar wegen der Sache an sich, aber auch wegen der völlig übertriebenen Art und Weise, wie mit diesem Gruß umgegangen wird, den sich ein Toter gewünscht hat. Auch Meloni ist über den Wirbel wegen des Vorfalls erstaunt“, kritisierte Ignazio La Russa.
Umfragen zufolge könnte die Rechtsaußen-Partei bei der Wahl am Sonntag stärkste Kraft werden. Fratelli d‘Italia befindet sich in einem Bündnis mit der Lega von Ex-Innenminister Salvini und der Forza Italia von Ex-Premier Silvio Berlusconi.
Experten warnen vor Verschärfung der Krisen
Politikexperten warnen davor, dass ein rechter Wahlsieg die vielfältigen Krisen des Landes verschärfen würde. „Die Instabilität einer möglichen Regierung Melonis sowie ein sehr gespaltenes Parlament könnten eine parlamentarische Lösung der vielen Herausforderungen, vor denen das Land steht, blockieren“, so der Politikwissenschaftler Fernando D‘Aniello in einer Aussendung des Wissenschaftsnetzes „Diskurs“.
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So bestehe etwa die Gefahr, dass die notwendigen institutionellen Reformen und sozialpolitischen Maßnahmen verschleppt würden. „Da die italienische Demokratie schon seit Langem sehr geschwächt ist, könnte diese Wahl auch eine Verschärfung der sozialen und wirtschaftlichen Krise bedeuten. Sie könnte auch dazu führen, dass Italien auf der internationalen Ebene als unzuverlässiger Partner angesehen wird und weiter an Relevanz verliert“, sagt der Experte.
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