Mangelnde Ausbildung, alte Ausrüstung: In einem anonymen Brief schlägt ein Disponent des Roten Kreuzes Alarm.
Die interne Unzufriedenheit beim Roten Kreuz Oberösterreich mit der (mangelhaften) Qualität in der Notfallversorgung dürfte riesig sein. Erneut traf ein anonymer Brief in der „Krone“-Redaktion ein – diesmal stammt er von einem Leitstellendisponenten. Dieser enthält bedenkliche Kritikpunkte: „Wir in der Leitstelle müssen mit einem System arbeiten, welches erst vor einigen Jahren ,modernisiert‘ wurde.“ In Oberösterreich gebe es weder eine systematische Abfrage noch eine Ausrückeordnung wie sie in Niederösterreich, Tirol oder Wien längt Standard sei.
„Wir Disponenten haben generell die Vorgabe, das nächste/nächstgelegene freie Rettungsmittel zu disponieren. So ist es die Regel, dass wir Notfallsanitäter auf Krankentransporte schicken müssen, während ein Auto mit Zivis den schweren Verkehrsunfall oder den potenziellen Herzinfarkt anfährt.“
Wir Disponenten haben generell die Vorgabe, das nächste/nächstgelegene freie Rettungsmittel zu disponieren. So ist es die Regel, dass wir Notfallsanitäter auf Krankentransporte schicken müssen, während ein Auto mit Zivis den schweren Verkehrsunfall oder den potenziellen Herzinfarkt anfährt.
Ein Disponent der Rettungsleitzentrale
Und weiter: „Die Sanitäter verzweifeln manchmal, weil sie mangels Ausbildung und Ausstattung für den Patienten nichts tun können.“
Bitterer Nachsatz:
„Solche Situationen sind für uns in der Leitstelle besonders belastend, da wir am Funk und am Telefon die Überforderung der Kollegen mitbekommen.“ Generell sei das Rettungswesen in OÖ veraltet. Zitat: „Nur die IT-Ausstattung hat sich etwas verbessert. Das System selbst ist identisch geblieben. Wir sind leider irgendwo vor 20 Jahren stehen geblieben.“ Die Bilanz des Briefschreibers gleicht einer Anklage: „Ich will beim Notfall das richtige Team schicken. Ich möchte keinen Zivildiener mehr zu einem Einsatz schicken, von dem ich weiß, dass dieser für ihn unmöglich managebar ist.“
Was sagt das Rote Kreuz OÖ zu dem brisanten Schriftdokument?
„Das oö. Rote Kreuz ist gerne bereit, mit den anonymen Beschwerdeführern in einen konstruktiven, gemeinsamen Austausch zu gehen, um die verschiedenen Standpunkte auszutauschen. Wir installierten ein standardisiertes Vorschlagswesen, das Mitarbeiter entweder persönlich oder anonym nutzen können. Darüber hinaus kann sich jeder Mitarbeiter an eine Ombudsstelle für Whistleblower wenden. Sie ist unabhängig, agiert absolut weisungsfrei und jeder ist eingeladen, diese zu betrauen“, sagt Thomas Märzinger, der als Vize-Landesgeschäftsleiter, verantwortlich für den Rettungsdienst ist.
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