„Krone“-Interview

Berger: „Es ist leider sehr viel Risiko dabei“

Motorsport
23.09.2022 19:31

DTM-Chef Gerhard Berger sprach im großen „Krone“-Interview in Spielberg über sein hochwertiges Produkt und auch über die Sorgen - speziell wirtschaftlicher Natur ...

Gerhard, schon beim Schlendern durch das Fahrerlager ist der Aufschwung der DTM merklich. Wie betrachtest du die wirtschaftliche Entwicklung?
Nach wie vor viel Risiko, bedingt durch äußere Einflüsse wie Corona, Nachhaltigkeitsthematik, Elektrifizierung, Ukraine-Krieg und die sinkende Kaufkraft der Leute. Wo beginnt man zu sparen? In der Freizeit. Aber damit haben alle Sportarten und Motorsportserien außer der Formel 1 zu kämpfen. Wir alle haben den gleichen Gegenwind, parallel gehen die Kosten nach oben. Diese Schere ist schwierig zu handeln.

Lucas Auer kämpft um den DTM-Gesamtsieg. (Bild: Sepp Pail)
Lucas Auer kämpft um den DTM-Gesamtsieg.

Wie will die DTM dagegen steuern?
Wir haben das Glück, dass wir ein wahnsinnig gutes Produkt haben und guten Sport liefern. Das ist ein Zwischenerfolg, aber immer noch kein Selbstläufer.

Was sind deine größten Sorgen?
Nehmen wir den Ukraine-Krieg als Beispiel. In erster Linie sorge ich mich um die Menschen in der Ukraine und in Russland. Aber der Krieg hat unfassbare Auswirkungen - von jedem einzelnen Haushalt bis hin zur Industrie. Momentan ist Vorsicht geboten. Natürlich sind viele Ideen für einen Weiterausbau der DTM da, nur dafür braucht es auch ein Budget. Ich versuche in den Zeitungen zwischen Rezession und Energiekostenexplosion Gutes zu finden, aber aktuell ich finde da nicht unbedingt etwas.

Gerhard Berger zu Gast bei den „Krone“ (Bild: krone.tv)
Gerhard Berger zu Gast bei den „Krone“

Viele Fans hoffen im nächsten Jahr auf ein DTM-Event auf dem Salzburgring. Wie ist der Stand der Dinge?
Der Salzburgring ist schon länger ein heißes Thema. Der Kalender ist noch nicht endgültig, aber wir stehen an einem Punkt, wo es sein könnte.

Die DTM bleibt verstärkt im deutschen Raum, oder?
Wir müssen unsere Stammfans bedienen und wir wissen, dass die DTM im deutschen und österreichischen Raum gut funktioniert. Aber es kann immer sein, dass man etwas ausprobiert.

Sportlich hat sich die DTM unter deiner Führung großartig entwickelt. Hast du bei deinem Amtsantritt damit gerechnet?
Ich habe ich immer gehofft, dass es gut wird. Wir haben jetzt einen Standard erreicht, wo wir am Feintuning arbeiten und auch schauen müssen, dass die wirtschaftliche Seite nachzieht. Und das erreichst du zum Beispiel über Marketing und Kommunikation. Daher liegt der Fokus unter anderem auf diesen Themen.

Was erwartest du von den letzten Rennen in Spielberg und Hockenheim?
Die Meisterschaft ist offen, wir hatten zehn verschiedene Sieger, jeder kommt ganz gut zu seinem Erfolg. Die Frage ist, setzt sich einer ab, oder müssen wir auch noch vor dem letzten Rennen rätseln, wer die Meisterschaft gewinnt? Die besten Karten hat Sheldon van der Linde. Er ist der Einzige, der ein bisschen taktieren kann. Die anderen nicht. Aber es braucht nur einmal regnen, ein Nuller und alles ist wieder beisammen.

Mirko Bortolotti (Bild: krone.at)
Mirko Bortolotti

Zur Freude der österreichischen Fans mischt ja auch eine ganze rot-weiß-rote Armada in der DTM mit. Das muss auch den Chef mit Stolz erfüllen?
Dass Luggi Auer als Zweiter erster Verfolger ist, zeigt seine Stärke. Mirko Bortolotti hatte an den letzten beiden Wochenenden die Seuche, aber das kann sich schnell ändern. Er ist flott und wird wieder zuschlagen. Zudem hätte Lamborghini einen Rennsieg verdient, die haben im ersten Halbjahr einen wahnsinnig guten Job gemacht. Auch Thomas Preining ist super unterwegs, Philipp Eng hat noch nicht den richtigen Schlüssel für den Erfolg gefunden, und Clemens Schmid hat ein paar Mal gezeigt, wie schnell er sein kann. Die Österreicher machen ihre Sache wirklich gut.

Es sind jetzt sechs Hersteller in der DTM unterwegs. Hoffst du auf weiteren Zuwachs?
Langfristig könnte es wieder einen Schub geben. Die Autos für 2024 sind ja noch nicht homologiert.

Sebastian Vettel (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Sebastian Vettel

Und punkto Piloten? Wie wäre es zum Beispiel mit Sebastian Vettel oder Daniel Ricciardo, wenn dieser kein Formel-1-Cockpit bekommt?
Bei Vettel haben sich die Prioritäten verändert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit einem Verbrenner fahren würde. Aber man schaut immer nach Zugpferden. Nur: Auch das ist mit einem zusätzlichen Budget verbunden. Die Leute müssten von selbst wollen. In Spielberg kommt der mehrfache MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo aus eigenem Antrieb vorbei. Ich weiß auch, dass Valentino Rossi und einige andere regelmäßig DTM schauen.

Zurück zu Ricciardo
Es ist zu früh, um über dieses Thema zu sprechen. Daniel wird in den Startlöchern stehen, wenn eine Formel 1-Tür aufgeht.

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(Bild: KMM)



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