Wie sollen heimische Tourismusbetriebe die hohen Stromkosten noch stemmen? An Gäste können und wollen die Unternehmer das Plus nicht weitergeben: „Sonst bleiben sie daheim!“
Als Tennis-Ass Thomas Muster im Hotel Höllrigl in Kottingbrunn im Bezirk Baden seine allererste Pressekonferenz gab, wurde der Strom noch in Schilling bezahlt. Kaum jemand machte sich Gedanken über Photovoltaik oder Energiesparen. Heute hat Muster seine Karriere längst beendet, und Hotel-Inhaberin Barbara Höllrigl blickt sorgenvoll auf ihre Stromrechnung. Statt neun Cent pro Kilowattstunde wie heuer soll sie nächstes Jahr 76 Cent bezahlen: „Für Private gibt es eine Deckelung, für uns Unternehmer nicht.“ 292.000 Euro statt 34.000 Euro sind Ausgaben, die sie nicht auf ihre Preise aufschlagen kann.
Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass ich es als Betrieb alleine mit meinen Arbeitskräften und meinem Einsatz schaffe.
Barbara Höllrigl
„Gaspreis hat sich plötzlich vervierfacht“
Gestiegen sind auch die Heizkosten im Betrieb: „Wir heizen mit Gas, der Preis hat sich vervierfacht“, so Bruder Richard Höllrigl. In dem 46-Zimmer-Hotel mit Tennisplätzen und -hallen, eigenem Golfplatz sowie Schwimmteich wird ständig nach Einsparpotenzial gesucht. Die beiden Sporthallen wurden auf LED-Beleuchtung umgerüstet. Um Photovoltaik-Module aufzubringen, muss aber erst das Dach der Hallen erneuert werden. „Andere entscheiden, die Verantwortung aber trage ich“, bringt es Barbara Höllrigl auf den Punkt.
Tourismuslandesrat Jochen Danninger beim Lokalaugenschein: „Bei einem großen Betrieb wie hier gibt es zum Glück noch Spielraum. Viele kleine Unterkunftgeber überlegen aber, zumindest in der Wintersaison zuzusperren. Sie müssen eine Unterstützung des Bundes erhalten, sonst werden sie diese Krise nicht überleben.“ Komme die Hilfe nicht, seien Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit nur eine Frage der Zeit.
Beispiel aus der Praxis
Wie schwierig die Situation ist, zeigt sich am Beispiel von treuen Tennisspielern aus einer Seniorengruppe. Seit Jahren kommen sie täglich, um zwei Stunden zu spielen und nachher bei einem Getränk zusammenzusitzen. „Manche von ihnen wissen nicht, ob sie sich das weiter leisten können. Ihre Energiekosten daheim steigen ja auch“, so Hotelier Barbara Höllrigl.
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