Nachdem die meisten Weidetiere von den Hochalmen zurückgekehrt sind, legt das Land Tirol eine erste Schadensbilanz über die vergangene Almsaison im Hinblick auf große Beutegreifer vor. Demnach waren Wölfe heuer bislang für mehr als 500 getötete und vermisste Schafe verantwortlich, die Zahl der Raubtiere ist im Vergleich zum Gesamtjahr 2021 angestiegen. Mehr als Tausend Tiere mussten die Almen heuer vorzeitig verlassen.
Wie das Land mitteilte, verzeichnete man heuer im Zusammenhang mit der Präsenz von Wölfen bislang mehr als 300 tote Schafe, zwei tote Ziegen und ein totes Rind. 50 weitere Schafe wurden verletzt, rund 200 gelten als vermisst. Weitere 25 tote Schafe sind auf Bären zurückzuführen.
Die meisten toten Tiere - rund zwei Drittel - hat heuer der Bezirk Lienz zu beklagen. Von 17 Wölfen, die in Tirol genetisch nachgewiesen werden konnten, hielten sich acht in Osttirol auf. Im Grenzgebiet zu Kärnten hat sich gar ein Rudel gebildet. „Dieses ist nicht nur für zahlreiche Schafsrisse verantwortlich, sondern hat nachweislich auch ein rund 300 Kilogramm schweres Rind getötet und auf Kärntner Seite mehrere Rinder verletzt“, teilte das Land mit.
Fünf weibliche Wölfe in Tirol nachgewiesen
Von den insgesamt 17 Wölfen wurden 14 erstmals in Österreich erfasst - im gesamten letzten Jahr waren es 14 Individuen. Bis auf ein Tier aus dem Norden stammen alle aus der italienischen Population, fünf von ihnen sind weiblich. Ein weiterer Wolf, der für Risse im Oberland verantwortlich ist, ist in der Schweiz besendert und dürfte laut letzten Daten nun Richtung Osten wandern. Bislang konnten heuer auch zwei Bären in Tirol genetisch bestätigt werden. Beide haben sich auch 2021 schon in Tirol aufgehalten. Bei zwei Bären-Verdachtsfällen im Unterland und in Osttirol liegen noch keine Ergebnisse vor. Auch im Außerfern gibt es Hinweise auf einen Bären.
Das Land Tirol appelliert an alle SchafhalterInnen, die Heimweiden nach Möglichkeit mit wolfsabweisenden Zäunen zu schützen.
Land Tirol
Angesichts der Risse wurden heuer rund 1500 Schafe vorzeitig zurück ins Tal getrieben. Das Land Tirol appellierte an die Halter, die Heimweiden nach Möglichkeit mit wolfsabweisenden Zäunen zu schützen. 350 Kilometer von diesen Zäunen wurden bisher bereits angeschafft, die Kosten für einen Kilometer Zaun betragen 2400 Euro. Das Land übernimmt 60 Prozent davon.
Vier Abschussbescheide aktiv
Zwei Jungwölfe aus dem Osttiroler bzw. Kärntner Rudel sowie zwei weitere Tiere aus dem Bezirk Lienz sind derzeit zum Abschuss freigegeben. Naturschutzorganisationen haben dagegen Berufung eingelegt. Eine Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts dazu liegt noch nicht vor. In der Vergangenheit waren Abschussbescheide bereits mehrfach gekippt worden.
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