100.000 in Kasachstan

Flucht junger Russen vor Wehrdienst reißt nicht ab

Ausland
27.09.2022 16:11

Auch knapp eine Woche nach der Bekanntgabe der Teilmobilmachung des russischen Militärs versuchen immer noch zahlreiche Russen ihr Land verlassen. Nachdem verfügbare Flüge weiterhin rar sind, entwickelten sich massive Staus in Richtung Georgien - in Kasachstan sollen indessen bereits rund 98.000 russische Staatsbürger eingereist sein, teilte die Migrationsbehörde am Dienstag mit.

Russland will eigenen Angaben zufolge keinen Druck auf die Länder ausüben, damit diese Kriegsflüchtlinge zur Rückreise in ihre Heimat zwingen. Das russische Verteidigungsministerium habe nicht vor, Appelle an die Behörden in Kasachstan, Georgien und andere Länder „bezüglich einer angeblich erzwungenen Rückkehr“ der sich dort aufhaltenden russischen Bürger zu richten, teilte die Behörde am Dienstag in Moskau mit.

Viele Russen in Panik
Mehr als 8000 Russen erhielten nach Angaben der kasachischen Behörden eine persönliche Identifikationsnummer, die Voraussetzung für eine Registrierung und die Eröffnung von Bankkonten in dem zentralasiatischen Land ist. Seit Anfang April hätten bereits mehr als 93.000 russische Staatsbürger Identifikationsnummern und mehr als 4000 eine Aufenthaltserlaubnis für Kasachstan bekommen. Russland hatte am 24. Februar den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen.

Russlands Präsident Wladimir Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die besetzten Gebiete zu halten. Er hatte deshalb am vergangenen Mittwoch eine Teilmobilmachung angeordnet, was bei vielen Russen Panik auslöste.

Auch Landwirte werden eingezogen
Von dieser Teilmobilmachung sind offenbar auch Landwirte betroffen: In einer im Fernsehen übertragenen Rede forderte Putin Regionalbehörden und Agrarbetriebe auf, dies zu berücksichtigen. Die Familien von Bauern müssten unterstützt werden, mahnte Putin. Die Einberufung von Landwirten schürt aber auch neue Sorgen um die Ernte im nächsten Jahr in Russland, dem weltweit größten Weizenexporteur.

Kriegsdienstverweigerer müssen ausgeliefert werden
Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte erklärt, dass alle Russen aufgenommen würden. Innenminister Marat Achmetdschanow betonte am Dienstag zugleich, dass russische Kriegsdienstverweigerer, nach denen gefahndet werde, ausgeliefert werden müssten.

Auch nach Georgien versuchten Tausende Russen zu gelangen. An der Grenze südlich von Wladikawkas stauten sich nach Angaben der regionalen Behörden am Dienstag rund 5500 Fahrzeuge, darunter etwa 3600 Personenwagen.

Grenze zu Fuß überquert
Das Innenministerium der russischen Teilrepublik Nordossetien erlaubte den Menschen, die Grenze zu Fuß zu überqueren. Zugleich teilten die Behörden nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS mit, dass an der Grenze in Kürze ein Einberufungszentrum für den Krieg in der Ukraine eingerichtet werden solle.

Bulgarien rät zum Verlassen Russlands
Indessen hat Bulgarien den russischen Staatsbürgern empfohlen, das Land zu verlassen und von Reisen nach Russland abgeraten. Den in Russland verbleibenden Bulgarinnen und Bulgaren wird zu erhöhter Wachsamkeit geraten sowie empfohlen, Plätze mit einer größeren Ansammlung von Menschen zu meiden.

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