Suche nach Schuldigen
Pipeline-Lecks: Auch russische Schiffe in der Nähe
Sowohl die USA als auch Russland streiten eine Urheberschaft für die Lecks - mittlerweile ist sogar ein viertes Loch entdeckt worden - in den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ab. Schweden, Dänemark, Deutschland und Russland haben bereits Ermittlungen aufgenommen. Europäische Geheimdienste haben laut US-Medienberichten sowohl Kriegsschiffe als auch U-Boote der russischen Marine am Montag und auch die Tage zuvor in der Nähe der beschädigten Gasleitungen beobachtet.
Allerdings meinte ein dänischer Offizier gegenüber dem Nachrichtensender CNN, dass die russischen Streitkräfte regelmäßig in der Region operierten. Daher seien die jüngsten Beobachtungen noch lange kein Beweis für eine Täterschaft. Bereits zuvor hatte der Kreml entsprechende Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Sprecher Dmitri Peskow nannte die Anschuldigungen „erwartbar, aber dumm und absurd“. Er forderte zur Aufklärung der Vorfälle eine Beteiligung Russlands. Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen internationalen Terrorismus ein. Moskau begründete den Schritt damit, dass mit der Beschädigung der Pipelines „Russland erheblicher wirtschaftlicher Schaden zugefügt“ worden sei.
Russisches Medium: US-Hubschrauber kreiste über Ort des Lecks
Einem russischen Medienbericht zufolge könnte ein US-Hubschrauber an der mutmaßlichen Sabotage beteiligt gewesen sein. „Der Mehrzweck-Helikopter MH-60R Strike Hawk ist neun Stunden lang am Montag, den 26. September über der Ostsee gekreist, etwa 250 Kilometer von der dänischen Insel Bornholm entfernt, wo der Gasaustritt festgestellt wurde“, schrieb die Internetzeitung lenta.ru am Mittwoch unter Berufung auf Daten von Flightradar. Der Kampfhubschrauber könne unter anderem Unterwasserziele bekämpfen, betonte das als dem Kreml nahestehend geltende Medium. Der Helikopter sei von 19.30 Uhr Moskauer Zeit am Sonntag bis 4.30 Uhr Moskauer Zeit an besagtem Ort unterwegs gewesen.
Aus Washington hieß es, diese Andeutungen seien „lächerlich“. „Wir alle wissen, dass Russland eine lange Geschichte der Verbreitung von Falschinformationen hat, und es tut es hier jetzt wieder“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Adrienne Watson, am Mittwoch. Eine Untersuchung der Lecks könnte allerdings auf sich warten lassen. Da so viel Gas in den Leitungen sei, könne es eine oder zwei Wochen dauern, bis ausreichend Ruhe in dem Gebiet eingekehrt sei, um die Lecks in etwa 80 Metern Tiefe untersuchen zu können, sagte der dänische Verteidigungsminister Morten Bødskov in Brüssel.
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Das klimaschädliche Potenzial der Lecks
Nach Angaben der dänischen Energiebehörde entwich bereits mehr als die Hälfte des Gases aus den betroffenen Leitungen. Voraussichtlich am Sonntag sollen die Leitungen demnach leer sein, wie Behördenchef Kristoffer Böttzauw bei einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte. Laut Greenpeace könnte das Gas in den undichten Pipelines das gleiche klimazerstörende Potenzial wie 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid haben. Das entspreche den jährlichen Emissionen von 20 Millionen Autos in der EU, twitterte die Umweltorganisation.
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