Kaufkraft leidet

Inflation in Deutschland springt auf 10 Prozent

Wirtschaft
29.09.2022 14:22

Die Inflation in Deutschland hat sich im September weiter beschleunigt. Bundesweit klettert sie laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamts auf 10,0 Prozent.

Die Inflation in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren gesprungen. Angetrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen legten die Verbraucherpreise heuer im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im August war noch ein Anstieg um 7,9 Prozent verzeichnet worden. Volkswirte rechnen auch in den nächsten Monaten mit zweistelligen Teuerungsraten.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern wurden Raten von zehn Prozent und mehr Anfang der 1950er-Jahre gemessen, allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert.

Der tägliche Einkauf wird für immer mehr Menschen immer schwerer zu bezahlen. (Bild: AFP/Ina FASSBENDER)
Der tägliche Einkauf wird für immer mehr Menschen immer schwerer zu bezahlen.

60 Prozent schränken sich bereits ein
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft. Nach einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) schränken sich bereits 60 Prozent der Verbraucher beim Einkaufen ein. Für die kommenden Monate richten sich demnach sogar 76 Prozent der Befragten darauf ein, sparsamer einzukaufen.

„Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben bzw. für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen. Entsprechend müssen sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen“, erläuterte Rolf Bürkl, Experte des Nürnberger Konsumforschers GfK, jüngst. Das hat Folgen für Europas größte Volkswirtschaft, denn der Privatkonsum ist eine wichtige Konjunkturstütze.

Angespannte Lage weiter verschärft
Seit Monaten sind Energie und Lebensmittel die größten Preistreiber. Der russische Angriff auf die Ukraine sowie Lieferengpässe haben die bereits angespannte Lage verschärft. Im September kostete Energie 43,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Nahrungsmittel verteuerten sich um 18,7 Prozent.

Zum Vormonat August stiegen die Verbraucherpreise im September insgesamt um 1,9 Prozent.

Entlastungen ausgelaufen
Für etwas Entlastung sorgten in den vergangenen Monaten der von der deutschen Bundesregierung auf den Weg gebrachte Tankrabatt sowie das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Beide Maßnahmen liefen Ende August aus. Die Regierung in Berlin plant weitere Entlastungen. Beispielsweise sollen Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende und Auszubildende eine einmalige Energiepreispauschale erhalten. Das Kindergeld soll zum Jahresanfang erhöht werden. Die steigenden Gaspreise will die Bundesregierung mit einer Gaspreisbremse dämpfen.

Auch auf Ebene der Europäischen Union wird über Maßnahmen diskutiert. Am Freitag kommen die für Energie zuständigen EU-Minister zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen.

Weit weg von Idealziel
Die Europäische Zentralbank (EZB), die sich nach langem Zögern mit höheren Zinsen gegen die rekordhohe Inflation stemmt, strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Inflation an. Die Inflation im gemeinsamen Währungsraum erreichte im August nach jüngsten Daten einen Rekordwert. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat jüngst mitteilte. Es ist die höchste Rate seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt