Botschaft an Westen
„Wäre das Ende“: Kiew warnt vor Putins Atomwaffen
Ein Einsatz russischer Atomwaffen im Krieg gegen die Ukraine wäre nach Ansicht von Valerija Romanowa „das Ende“. Es wäre das „Ende der bestehenden Verteidigungs- und Sicherheitsordnung der Welt“, sagte die ukrainische Offizierin. Die Ukraine sei „auf alles vorbereitet“.
Romanowa war am Mittwoch zu einem Sicherheitsforum der OSZE in Wien eingeladen, bei dem es um die Rolle von Frauen in der Sicherheitspolitik ging. Romanowa arbeitet im Generalstab der ukrainischen Armee in Kiew und beschäftigt sich mit Fragen der ukrainischen Gefangenen und die Rückholung getöteter ukrainischer Soldaten.
„Nukleare Erpressung“
Auch wenn die ukrainische Bevölkerung in sozialen Netzwerken über russische Atom-Drohungen scherze, müsse ihr Land damit umgehen, sagte Romanowa. Die Ukraine sei bereits zweimal mit „nuklearer Erpressung“ konfrontiert gewesen, verwies die Soldatin am Donnerstag auf die Angriffe auf das AKW Tschernobyl und das AKW Saporischschja. Die Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen seien auch eine „Botschaft an die westlichen Länder“.
Die Ukraine benötige derzeit am dringendsten Raketenabwehrsysteme verschiedener Reichweiten, um ihren Luftraum, ihre Städte und ihre Bevölkerung zu schützen, erklärte Romanowa.
Putin will am Freitag zwei weitere Gebiete annektieren
Der russische Staatschef Wladimir Putin hatte erklärt, alle Mittel zur Verteidigung der Regionen Donezk und Luhansk, Cherson und Saporischschja, die er am Freitag annektieren will, anzuwenden. Doch diesmal sei die Situation anders als bei der Einverleibung der Krim 2014 durch Russland, betonte Romanowa. Diesmal hätten die Menschen verstanden, warum es gehe. Die sogenannten Referenden in den „temporär besetzten Gebieten“ seien „eine weitere Waffe“.
Scheinreferenden: „Niemand glaubt diese Ergebnisse“
„Das ist kein Referendum, wenn jemand an deiner Tür klopft und begleitet von zwei bewaffneten Tschetschenen fragt, ob du eh die richtige Meinung hast“, erklärte Romanowa. Nach offiziellen russischen Zahlen hätten etwas mehr als 5000 Menschen in der Saporischschja-Region gewählt. Das sei jedoch nur ein Bruchteil der Einwohnerzahl, die vor dem Krieg rund eine Million betragen habe. „Niemand glaubt diese Ergebnisse.“ Die Ukraine würde diese Gebiete selbstverständlich zurückholen, betonte die Offizierin im Interview mit der APA.
„Durch Hunger gefoltert“
Die Torturen, die die Menschen in russischer Gefangenschaft erleben müssen, bezeichnete Romanow als „grausam“. Ukrainische Kämpfer hätten 60 bis 70 Kilogramm an Gewicht verloren. „Das heißt, sie wurden durch Hunger gefoltert.“ Zusätzlich seien sie körperlicher und mentaler Gewalt ausgesetzt. Auch berichtete die Soldatin von sexuellem Missbrauch von Frauen, Kindern, aber auch Männern. Einige der Frauen seien nun schwanger.
Teilmobilmachung: „Das Mord am eigenen Volk“
Die Grausamkeit sieht Romanow auch bei der Teilmobilmachung, die nicht nur Russland, sondern etwa auch die Bewohner der Krim betreffe. Die Menschen würden kaum oder gar nicht ausgebildet und schlecht bzw. mit alten Waffen ausgestattet in den Krieg geschickt. Sie verstehe die Einstellung der russischen Armee gegenüber ihren Soldaten nicht: „Das ist Mord am eigenen Volk.“ Romanowa erzählte von einem Russen, der völlig unvorbereitet nach drei Tagen Einsatz froh war, von den Ukrainern gefangen genommen worden zu sein.
Botschaft an Österreich
An Österreich hat Romanowa aber auch eine klare Botschaft. Sie respektiere die österreichische Neutralität und verstehe auch, warum sie Österreich wichtig sei. „Aber: Die Ukraine war in ihrer Geschichte auch eine gewisse Zeit neutral. Das hat uns keine Sicherheit gebracht“. Europa müsse sich des hybriden Krieges Russlands gegen die westliche Welt bewusst sein. Dazu zählte sie Methoden wie die russische Propaganda oder Gas- und Öllieferungen, die als eine Art Waffe benutzt würden. „Die Ukraine ist ein Beispiel, was passieren könnte, wenn man sich in irgendeiner Weise gegen die russischen Intentionen wehrt.“ Sie hoffe nicht, dass dies noch ein anderes Land so erleben müsse, sagte Romanowa.
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