Ostsee-Ermittlungen
Gaslecks: „Sprengladung von mehreren Hundert Kilo“
Die Ermittler in Schweden und Dänemark gehen davon aus, dass die beschädigten Ostsee-Pipelines mit einer Sprengladung von mehreren Hundert Kilogram sabotiert worden sind. Es habe mindestens zwei Explosionen unter Wasser gegeben, heißt es in einem Informationsschreiben an den UN-Sicherheitsrat, der am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten wird.
Jeweils zwei Lecks seien in den ausschließlichen Wirtschaftszonen von Dänemark und Schweden entstanden, das daraus aufsteigende Gas habe an der Oberfläche mehrere Hundert Meter große Gebiete erfasst. Auf schwedischer Seite hätten diese am Donnerstag einen Radius von rund 900 und 200 Metern gehabt, auf dänischer Seite von rund 555 beziehungsweise 680 Metern. Der Betreiber von Nord Stream 1 sei zu der Einschätzung gekommen, dass der Gas-Austritt an der Pipeline bis zum 2. Oktober anhalten werde. Eine ähnliche Einschätzung zu Nord Stream 2 stehe noch aus.
Nach wie vor ist unklar, wer hinter dem Sabotageakt steckt. Man geht aber von einem staatlichen Akteur aus. Russlands Präsident Wladimir Putin machte in seiner Rede anlässlich der Annexion der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson den Westen für die Lecks verantwortlich. „Sie (die Angelsachsen) sind zu Sabotage übergegangen. Unglaublich, aber wahr. Indem sie Explosionen an den internationalen Gasleitungen Nord Stream organisiert haben (...), haben sie faktisch mit der Zerstörung der gemeinsamen europäischen Energie-Infrastruktur begonnen", sagte Putin am Freitag. Mit dem Begriff „Angelsachsen“ können im Russischen die US-Amerikaner, die Briten oder beide Nationen zusammengefasst gemeint sein.
Putin spricht von „internationalem Terrorismus“
Bereits zuvor hatte Putin mit Blick auf die Lecks von einem „Akt des internationalen Terrorismus“ gesprochen, aber keine möglichen Drahtzieher genannt. „Es ist aber offensichtlich, dass der Hauptnutznießer (der Pipeline-Explosionen), vor allem wirtschaftlich, die USA sind“, sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag auf einer Sitzung mit den Geheimdienstchefs der GUS-Staaten.
Lesen Sie auch:
USA: „Es gibt viele Spekulationen“
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hält Spekulationen über die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines für verfrüht. „Was den Angriff oder den Schaden an den Pipelines angeht, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt viele Spekulationen. Aber offen gesagt wird niemand in der Lage sein, mit Sicherheit festzustellen, was passiert ist, bevor nicht eine vollständige Untersuchung stattgefunden hat“, sagte Austin auf einer Pressekonferenz in Hawaii. Er habe den Vorfall am Mittwoch mit seinem dänischen Amtskollegen besprochen, welcher ihn darauf hinwies, dass es einige Tage dauern werde, bis sich ein Team vor Ort die Lecks anschauen und den Schaden einschätzen könne. Die Regierung in Kiew sieht ganz klar Russland hinter den Zwischenfällen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.