Für die Gastrovertreter und ihre Gäste dürfte die Martinigans heuer zum Luxusgericht wie Kaviar und ähnliche Delikatessen werden! Viele Wirte müssen daher auf die Tradition verzichten. Engpässe drohen.
Es sind wahre Horrormeldungen, die da von Weide, Stallungen und Wirtsküchen knapp vor Beginn der Gansl-Saison die Liebhaber des ganz besonderen Bratens erreichen – und sich bei manchen Konsumenten auf den Magen schlagen könnten.
Vor allem Österreichs Gastronomiesprecher Mario Pulker Alarm hatte geschlagen. Er befürchtet eine glatte Verdoppelung der Preise am Teller. Biogänse seien schier unleistbar geworden. Dem widerspricht die „Weidegans“-Obfrau Heidi Hebesberger im Interview allerdings heftig. Teuerungen am eigenen Hof würden zumindest ihre Mitglieder nicht weitergeben. Ein deftiger Schnatter-Rabatt also!
1100 Prozent mehr Kosten fürs Braten mit Strom
Doch anderswo sieht die Lage – laut Experten – offenbar düsterer aus! Tatsächlich kostet für Wirte das Kilo acht bis neun Euro im Einkauf. Die Preise seien im konventionellen Bereich um satte 100 Prozent gestiegen. Artgerecht gehaltenes und damit ökologisch höherwertiges Federvieh wird den Gastronomen von deren Lieferanten um bis zu 37 (!) Euro angeboten.
... Schnatterer stehen bei den 270 Geflügelzüchtern der speziellen „Weidegans“-Vereinigung in Österreich auf den Wiesen. Geschlachtet wird ab Mitte Oktober.
Wenig Spielraum und Gewinnmarge also für jene Wirte, die dennoch ihren (Stamm-)Gästen Knuspriges servieren möchten. Pulker ortet als Grund für die „Kaviar“-Höchstpreise die Zubereitungskosten, also die in die Höhe geschossenen Stromkosten, die für einzelne Lokale um bis zu 1100 Prozent teurer geworden sind. Überhaupt sei alles entlang der gesamten Wertschöpfungskette fast schon unerschwinglich geworden.
Auch Preise für Rotkraut und Maroni schnellen hoch
Und doch gibt es einen federleichten Unterschied: Heimische Ware steigt im Vergleich zu bedauernswerten ausländischen Massenmast-Tieren immer noch etwas moderater. Vor allem der Preis für ungarisches Federvieh verdoppelt sich. Die Gründe dafür sind durchaus einleuchtend: Einerseits wurden weniger Gänse eingestellt, dann hatte unser Nachbarland unter der Vogelgrippe zu leiden. Sieben Millionen Tiere mussten gekeult werden, und dann kommen noch steigende Kosten für Futter und Energie dazu.
... Fleischgewicht bringt eine ausgewachsene und besonders stattliche Gans auf die Waage. Kleineres Federvieh wiegt um die dreieinhalb Kilogramm.
Großhandelssprecher befürchten, dass sich Gastronomen und dann letztlich auch die sie besuchenden Feinschmecker ebenso an den Beilagen „verschlucken“ könnten. Etwa an den Maronis, die im Vorjahresvergleich um 35 Prozent teurer geworden sind, sich aber im Laufe der Saison für diese besonderen Früchte bei rund plus 20 Prozent einpendeln werden. Frisches Rotkraut – die wohl traditionellste Beilage zum Knuspervogel – ist um 12 Prozent gestiegen.
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