Gaslecks in der Ostsee

Renommierter US-Ökonom wirft USA Sabotage vor

Ausland
04.10.2022 14:03

Der renommierte US-Ökonom Jeffrey Sachs hat während eines Live-Interviews im Fernsehen für Aufregung gesorgt. Moderatoren des Senders Bloomberg wollten ihn noch einbremsen und mit kritischen Fragen konfrontieren, doch der Direktor des Earth Institute an der Columbia University in New York ließ sich nicht aus der Fassung bringen und zeigte sich überzeugt: Die USA stecken hinter der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines.

Kremlchef Wladimir Putin vermutet es, auch der ehemalige polnische Verteidigungsminister Radoslaw Sikorski und nun eben Sachs: Jene staatlichen Akteure, die Sprengladungen von mehreren Hundert Kilogramm Sprengkraft an den Gasversorgungsleitungen in der Ostsee angebracht haben und detonieren ließen, sind wohl die USA, womöglich unterstützt von den Briten und den Polen. 

Moderator: „Jeff, wir müssen an dieser Stelle unterbrechen“
Sachs gilt als umstritten, da er seit Beginn des Ukraine-Krieges immer wieder russische Sichtweisen vertritt und die Rolle der USA sehr kritisch sieht. Im Gespräch mit dem Nachrichtensender Bloomberg löste er dennoch Verwunderung im Studio aus. „Ich wette, das war eine Aktion der USA - vielleicht der USA und Polens“, so der 67-Jährige, der auch als Berater von UN-Generalsekretär Antonio Guterres tätig ist. „Jeff, Jeff, wir müssen an dieser Stelle kurz unterbrechen. Das ist ein ziemlich großes Statement. Warum glauben Sie das?“ warf der Moderator gleich ein und fragte, welche Beweise der Wirtschaftswissenschaftler denn dafür habe.

(Bild: Krone KREATIV, adobe.stock.com)

Sachs führte zunächst an, dass es Radaraufnahmen gebe, die zeigten, wie US-Militärhubschrauber, die eigentlich in Gdansk (Danzig) stationiert seien, über dem Ort der Schäden kreisen - und zwar vor den Detonationen unter Wasser. Außerdem verwies der 67-Jährige auf eine derzeit in den sozialen Medien heiß diskutierte Aussage von US-Präsident Joe Biden vor Kriegsausbruch in der Ukraine. Damals meinte Biden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz, dass im Falle eines Einmarsches Russlands in die Ukraine, das Projekt Nord Stream 2 beendet sei (siehe Video unten). „Dann wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden das beenden“, so Biden. Auf die Frage einer Journalistin, wie die USA das anstellen möchten, versicherte der US-Staatschef: „Ich verspreche Ihnen, wir werden das können.“

Blinken mit „Schuldeingeständnis“ der USA?
Zu guter Letzt bezog sich Sachs auf Aussagen von US-Außenminister Antony Blinken in der Vorwoche. Dieser betonte in einer Pressekonferenz am Freitag, Nord -Stream-Explosionen erwiesen sich als „großartige Gelegenheit“. Die USA seien nämlich nun der wichtigste Lieferant von Flüssiggas nach Europa. Kommentatoren sahen darin mehr oder weniger ein „Schuldeingeständnis“ der USA. Für Sachs ist das ebenfalls „eine merkwürdige Art zu reden“.

Eine Satellitenaufnahme von ausströmendem Gas aus der Nord-Stream-1-Pipeline (Bild: APA/AFP/ImageSat International (ISI))
Eine Satellitenaufnahme von ausströmendem Gas aus der Nord-Stream-1-Pipeline

Gebiet um Lecks für Untersuchungen abgesperrt
Das Meeresgebiet rund um die insgesamt vier Lecks an den Nord-Stream-Pipelines ist mittlerweile für Untersuchungen abgesperrt worden. In den Ermittlungen wegen Verdachts der schweren Sabotage habe die schwedische Staatsanwaltschaft beschlossen, das Gebiet abzusperren, um Tatortuntersuchungen anstellen zu können, teilte Staatsanwalt Mats Ljungqvist am Montagabend mit. Da man sich erst am Beginn einer Untersuchung befinde, könne er nicht ins Detail gehen, welche Maßnahmen ergriffen werden.

Sachs findet in der Verschwörerszene übrigens immer wieder Anklang. Im Sommer meinte er zum Beispiel, dass das Coronavirus wohl aus einem von den USA geführten Labor in China entwichen sei. Die Laborthese gibt es in unterschiedlichen Variationen, doch allen ist gemein, dass es um Versuche gegangen sei, bestimmte in der freien Wildnis vorkommende Coronaviren gefährlicher zu machen.

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