Die Gasspeicher in Österreich sind zu 80,37 Prozent gefüllt. Damit wurde das angestrebte Ziel einen Monat früher erreicht als ursprünglich versprochen. Österreich sei mit der Gasmenge gut aufgestellt für den Winter, sagte Carola Millgramm, Leiterin der Abteilung Gas der E-Control, am Dienstag in einem Webinar. Die hohen und stark schwankenden Gaspreise seien aber weiter „eine enorme Herausforderung“. Haushalte wie auch die Wirtschaft sollten weiter sparsam mit Gas umgehen.
Wie viel eingespeichertes Gas auch für die Verwendung in Österreich gesichert ist, wird die E-Control Anfang November sagen können. Millgramm schätzt aber, dass es „gut die Hälfte“ der gespeicherten Menge ist. Ohnehin gibt es viele Parameter zu beachten - so ist der Gasspeicher im oberösterreichischen Haidach derzeit nur an das deutsche Gasnetz angeschlossen. Aber Österreich hat auch in der Slowakei Gas eingespeichert.
Österreich hat in früheren Jahren über die Wintermonate - von Oktober bis März - 60 bis 65 Terawattstunden (TWh) Gas gebraucht. Bis November wird die Bundesregierung jedenfalls eine strategische Reserve von 20 TWh eingespeichert haben, die im Notfall in Österreich zur Verfügung steht. Davon seien rund 7 TWh bereits eingelagert - zu einem Preis von 124,5 Euro je Megawattstunde. Weitere 12,6 TWh seien schon beschafft und werden am 1. November eingelagert sein - zu einem Preis von 234 Euro/Megawattstunde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 3,95 Milliarden Euro, so Millgramm. Diese Mengen sollen aber nur im Notfall freigegeben werden.
Flüssiggas als Ersatz
Österreich sollte aber nicht alleine auf die Gasspeicher angewiesen sein. Noch fließt Gas aus Russland nach Österreich, wenn auch weniger als in früheren Jahren. Aus heutiger Sicht würde es aber auch bei einem Lieferstopp aus Russland im Winter, abgesehen von den eingespeicherten Mengen, Gaszuflüsse über Deutschland und Italien geben - vor allem dank Flüssiggas (LNG) und durch Lieferungen Norwegens. Seit Beginn der aktuellen Krise hat Österreich das ausbleibende russische Gas vor allem durch Flüssiggas ersetzt, so Millgramm.
Millgramm erinnert daran, dass Österreich derzeit in der ersten von vier Stufen des Energielenkungsfalls ist. Es liefen aber schon die Vorbereitungen auf einen Notfall mit einem Gasmangel auf Hochtouren. In der letzten Stufe kann das Klimaschutzministerium Gas zuteilen, also auch einzelnen Kunden das Gas abdrehen. Wobei klar geregelt ist, dass Haushalte, ebenso wie soziale Dienste wie Spitäler, vorrangig mit Gas zu versorgen sind. Auch Gaskraftwerke, die Fernwärme und Strom erzeugen, werden bevorzugt behandelt. Aber vor allem gewisse Großabnehmer in der Industrie müssen in diesem Fall mit Gasabsperrungen rechnen - das soll aber, wenn überhaupt, geordnet über die Bühne gehen. Solange wie möglich sollen Marktmechanismen wirken.
Auch wenn Haushalte geschützt werden, ruft Millgramm dazu auf, wo möglich, Energie zu sparen. Denn je weniger Gas die Haushalte verbrauchen, desto länger kann die Wirtschaft die Produktion aufrechterhalten. Eine gesetzliche Verpflichtung zum Energiesparen hält sie nicht für notwendig, alleine aus Kostengründen sei die Motivation hoch. „Ich kenne niemanden, der nicht darüber nachdenkt, wie er Gas sparen kann“, so Millgramm.
Ich kenne niemanden, der nicht darüber nachdenkt, wie er Gas sparen kann.
Carola Millgramm, Leiterin der Abteilung Gas der E-Control
Ein besonderes Anliegen ist der E-Control auch die Absicherung der Versorgung in Tirol und Vorarlberg. Die beiden Bundesländer sind nicht an das ostösterreichische Gasnetz angeschlossen und werden über Deutschland versorgt. Das „Solidaritätsabkommen“ mit Deutschland zur Absicherung der Gasversorgung der beiden Bundesländer stehe kurz vor dem Abschluss - sei aber auch nie in Frage gestanden, so Millgramm.
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